Bye, Bye, My Love!

Ja, so ist es, wenn es am schönsten ist, sollte man sich trennen. Es bleiben wunderbare Erinnerungen an gemeinsame Zeiten. Die helfen über den ersten Schmerz hinweg. Und später, wenn man mit genügend Abstand seiner verflossenen Liebe etwas anhängen will, bleiben nur die guten Zeiten übrig, die man nicht missen möchte.

Keine Angst, Supertranse und ich, wir sind immer noch ein eingespieltes Team. Und Patrick gibt es auch noch. Aber fast wäre es soweit gewesen und er hätte wahr gemacht, worüber er seit Südamerika in jeder erdenklichen Sekunde und jedem sich bietenden Augenblick sprach: „In Nordamerika schließe ich mich einer Bärenfamilie an!“ Da war sie, die Grizzlyfamilie, die auf ihn wartete und schon mal Fische für ihn fing. Vier Geschwister wollten ihn als Bruder adoptieren und die Grizzlymutter winkte ihm zu (andere missverstanden diese Geste als Versuch, einen Lachs zu erhaschen, aber ich war dabei und habe es genau beobachtet…), Patrick hielt Augenkontakt und drehte sich in letzter Minute um und meinte bloß: „Die haben weder Internet noch Bundesliga, das ist kein Leben für mich!“ Also auch Patrick sitzt weiterhin mit im Boot.

Wir mussten uns von Alaska trennen!!! Es war eine wunderbare Zeit, obwohl es in den letzten Tagen mehr als genügend Wolken mit und ohne Regen gab. Mit Hyder haben wir jetzt den 49. Bundesstaat der USA endgültig verlassen. Nur 2000 Kilometer waren wir in Deadhorse vom Nordpol entfernt. Und von Deadhorse nach Hyder sind es gerade mal 2800 schlappe Kilometer. Die kürzeste Strecke versteht sich. Alaska ist riesig und das nicht nur flächenmäßig.

Uns haben das Wilde und die Wildtiere sehr begeistert. Elche im See fressend und badend, Bären den Hang herunterrutschend und kurz vor der Straße abstoppend uns überrascht anschauend, Weißkopfseeadler nur 20m von uns entfernt im Nest hockend und ein Humpbackwal der einen riesigen Sprung vorführt. Einfach toll. Richtige Tierkenner oder sogar Ornithologen sind wir nicht geworden. Ein Beispiel? Gerne! Einer von uns beiden: „Da ist ein Bär…, ach nee, ist ein Pferd!“ Auflösung: Es war ein Elch!!! Wir wollen hier niemanden bloß stellen, deswegen bleibt Gesagtes fast anonym.

Aber auch die Menschen in Alaska sind etwas wilder und rauer (alte Rechtschreibung: rauher). So sieht man das mit dem Vorfahrtnehmen nicht ganz so eng. Ist auch nicht so schlimm, denn man ist meistens eh alleine auf der Straße. Und angeblich gibt es weniger Regeln und Gesetzte als in den „Lower 48“, also dem Rest der USA. Wir haben davon auch Gebrauch gemacht und sind in Mc Carthy gleich mal über die Fußgängerbrücke gefahren. Hat keinen interessiert und in Kennicott (da wollten wir hin) wurden wir begeistert empfangen. Sie wünschten sich mehr von uns, meinten sie. Dort in der Wildnis, von uns Einöde, von den Leuten vor Ort „Busch“ genannt, waren wir einem riesigen Gletscher ganz nah und konnten von der Geschichte der alten Kupfermiene mitgerissen werden. Eine technische Meisterleistung für die damalige Zeit. Verdient haben natürlich ausschließlich die Eigentümer an der Ostküste. Und mit dem Geld wurde dann zweckmäßig in Kupfermienen in Chile investiert.

Zwei kritische Aspekte von Alaska dürfen aber nicht unerwähnt bleiben. 1. Sarah Palin ist hier immer noch ein Star, war sie doch drei Jahre Gouverneurin von Alaska. Und 2. Die ewigen Zugeständnisse ans Militär, überall präsent und überall Rabatte für aktive und berentete Militärs!

Obwohl es ein paar kleine Schwierigkeiten bei der Einreise nach Alaska gab, konnten wir es ohne Größere wieder verlassen. Nur an der kanadischen Grenze (die insgesamt vierte Einreise nach Kanada wohlgemerkt) mussten wir unser Pfefferspray, das wir als Bärenspray deklarierten, abgeben, weil auf dem Spray kein Bär abgebildet war. Als ob das einen Bären interessieren würde!!! Na gut, dann also ohne Bärenschutz weiter. Dafür durften wir in Hyder bei herrlichstem Sonnenschein den Salmon Gletscher bewundern. Hier eine 360°-Ansicht. Wir werden Alaska vermissen, aber auch den Yukon. Die langen Fahrten durch die Wildnis werden in Erinnerung bleiben und sicher bald den Wunsch wecken, wieder mitten in und mit der Natur zu leben. Wir waren mit Sicherheit nicht zum letzten Mal hier.

Und denkt dran: Wenn neben der Garage ein Auto und ein Kleinflugzeug stehen, wenn man die Angel nur in den Fluss zu halten braucht und schon beißt ein Fisch an, wenn ein Bär einfach über die Straße trottet, wenn nach einem die Straße benannt wird, nur weil man hier als Erster gelebt hat und wenn die Sonne entweder immer oder gar nicht scheint, dann befindet man sich in Alaska!!! Übrigens gibt es von Frankfurt nach Anchorage Direktflüge mit Condor. Und da kann man super das Fahrrad mitnehmen, wenn man will…

Auf Alaska! Und auf die See!
Jana


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