Ein Hauch Panama und eine Priese Costa Rica dazu

So ungefähr fühlen sich die vergangenen 2 Wochen in der Karibik an. Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir stehen schon fast an der Grenze zum ehemaligen sozialistischen Bruderland Nicaragua. Aber der Reihe nach.

Panama

Nachdem wir ausgiebig Jana’s Geburtstag gefeiert und das BBQ verdaut hatten, wurden der Anker gelichtet und das bereits zu sehende Festland angesteuert. Kein schlechter Tag, die Sonne schien und alle ergaben sich der Abschiedsstimmung. Nur der Mann an dem einzig befestigten Steg war anderer Meinung oder nicht betrunken genug (wie uns Kapitän Ludwig versicherte) und ließ uns dort nicht festmachen. So hieß es auf eines der panamaischen Schnellbote zurückgreifen und mit der althergebrachten Muskelkraft die Motorräder am Steg entladen. Die Entladung nahm dadurch mehr Zeit in Anspruch, aber wenigsten konnten alle Männer an Board zeigen, was sie drauf haben 🙂

Dann hieß es nur noch aufsitzen und „Vamos a Panama City“. Zunächst erstmal zum Zoll, versteht sich. Denn schließlich sind wir so ziemlich an allen Kontrollen vorbei in Panama eingereist. Die Motorräder mussten noch registriert werden. So fuhren wir in Kolonne zu siebend gen Hauptstadt. Am Zoll angekommen, hatte dieser natürlich geschlossen, was für einen Samstag und Karneval nicht untypisch ist. Also bis Montag warten und dann den Papierkram erledigen. Ach nein, es ist ja Karneval bis einschließlich Dienstag. *grummel* Dann hatte der Brasilianer in der Gruppe ein glückliches Händchen und stieß auf ein verlassen aussehendes Haus an einem Kreisverkehr in dem noch Leben war. Wahrhaftig, zwei einsame Zollbeamte fristeten hier ihrem Dasein während der Feiertage. Puuuh,zu unserem Glück kamen sie widerspruchslos unserer Bitte nach und stellten uns 7 Einfuhrpapiere für 7 Motorräder aus. Wir konnten unser Glück kaum fassen.

Der Papierkram war erledigt und wir konnten uns in den Trubel der Hauptstadt stürzen. Die Hauptstrasse in der Innenstadt war für die Festivitäten des Karnevals gesperrt worden. Wir wichen den Wasserschlachten aus und erkundeten stattdessen tagsüber die Altstadt, von der aktuell gefühlte 75% rekonstruiert bzw. instandtgesetzt werden. Das Ganze wirkt durch die Verfallenheit und die vielen Baugerüste so, als würde nach einem großem Sturm alles aufgeräumt werden. Nur leider waren ebenfalls auf Grund der Feiertage keine Aktivitäten zu erkennen. So lag die Altstadt mehr oder weniger verlassen da, nur wenige Geschäfte hatten geöffnet. Abends besuchten wir den Karneval, das Treiben auf der Hauptstrasse. Es gab jede Menge  zu Essen und Trinken, einigen Wagen versuchten eine Umzug zu immitieren und an den einzelnen Bühen waren Salsa-Rhythmen zu hören. Der ein oder die andere soll sogar das Tanzbein geschwungen haben.

Nach 2 Tagen verließen wir die Hauptstadt und besuchten die wohl Haupteinnahmequelle des Landes – den Panamakanal. Menschen drängten sich auf der Aussichtsplattform, da gerade das letzte Schiff für diesen Vormittag einfuhr oder besser durch die Schleuse gezogen wurde. Imposant anzusehen ist es schon, wenn ein riesiges Containerschiff in voller Breite die Schleuse ausfüllt und dann ohne anzuecken von Locks sanft hindurchgezogen wird. Inzwischen sind die Schiffe weit größer als es der Kanal in seiner ursprünglichen Bauart zuläßt und so wird in einigen Jahren eine weitere Schleuse fertiggestellt, die dann auch die aktuellsten Supercontainerschiffe sicher passieren können. Danach ging es weiter in die Berge, die andere Seite Panamas kennenzulernen. Boquette ist kleiner hübscher Ort, der einige Reize für Touristen bereit hält. Ro stürzte sich noch am selben Abend in einer Wandertour hinauf zum nahegelegenen Vulkanberg Baru. Die Tour endete im Morgengrauen und man konnte den Sonnenaufgang dort oben genießen – wenn es nicht so windig und kalt auf knapp 3’500m Höhe gewesen wäre 😉 So fiel ich wieder unten angekommen in einen 20h stündigen Schlaf und beendete so meine Ankunft im Ort. Hanna Montana, BananaPate und Fredo begaben sich auf eine Kaffeetour, wo neben Kaffeepflanzen und deren Aufzucht auch noch Auskünfte auf alle Fragen rund um das köstliche Getränk gegeben wurden. Höhepunkt der Veranstaltung war die selbst durrchgeführte Handröstung von handgesammelten biologisch angebauten Kaffeebohnen – Mmmmh, lecker.

An der Grenze zu Costa Rica zeigte sich Panama dann nochmal von seiner eigentlich erwarteten mittelamerikanischen Seite – „Ausreise nicht möglich, ihre Motorradpapiere sind nicht in Ordnung.“ Hä, wie bitte? Naja, nach einigen hin und her verstanden wir dann, dass die Zettel der Aduana Rotondo aus Panama City wohl von einer unbedarften Dame einfach auf weißes Papier gedruckt wurden und obendrein hatte sie die in jeder guten Amtsstube vorhandenen Stempel vergessen. Und dann auch gleich noch 7 an der Zahl. Selbst das Datum der Ausstellung müsse ein Stempel sein und keine handschriftlich geschriebene Zahlenkolonne. Überhaupt ist es suspekt, wie man an einem Samstag, dazu noch Karneval an ein solchen Dokument gekommen sein will. Unterstellt er uns tatsächlich, wir hätten die Papiere gefälscht? Der KFZ-Versicherung  jedenfalls attestierte er ihre Echtheit. Nunja, 2h warten, fragende Blicke, Wiederholung der Aufzählung, welche Stempel alle fehlen … Jedenfalls ließ uns der sichtlich erboste Beamte, trotz gutem Zureden seiner Kollegen, erst nach 2 1/2h passieren. Wir wollen doch nur raus?

Costa Rica

Immerhin auf Seiten Costa Ricas empfängt man uns äußerst freundlich. Selbst ein Minister schaut vorbei, um uns die Hand zu schütteln. Ach nein, er begutachtet nur das Voranschreiten der Brückenbauarbeiten. Wird wohl noch ein Jahr dauern, bis die alte Behelfbrücke außer Dienst treten darf. Wir erreichen erleichtert Cuahita, einen ruhigen touristischen Badeort unweit der Grenze. Aber Distanz ist in Mittelamerika sowieso anders zu bewerten. Nicht mal 1000km waren es durch Panama hindurch. In Cuahita erholen wir uns gleich mal 2 Nächte von den Strapazen, gehen in die karibische See baden, deren Brandung hier ungemein kräftig ist und uns mehr als einmal von den Beinen holt. Ganz in der Nähe soll auch Kolumbus mit seinen Mannen vor über 500 Jahren angelandet sein. Wir gewinnen eine Vorstellung wie sie sich gefühlt haben müssen, das Paradies zu erreichen. Der dichte Dschungel reicht bis an den Strand heran, es ist schwülwarm, allerlei Getier treibt sich am Boden und auf den Bäumen herum.

Nach der Erholungspause geht es weiter in die Berge bei San Jose. Die Großstadt lassen wir außen vor und erreichen nach einer kurvenreichen Fahrt einen Vorort von San Isidro. Hier kommen wir in dem Haus eines Freundes von Chris unter. Ihn haben wir auch auf der Stahlratte kennengelernt und er lud uns an eben dieses Ziel zum Verweilen ein. Auch hier läßt es sich aushalten. Den nächsten Tag ist mal wieder Motorradzeit – Ro spendiert Lila frisches Öl, die anderen schauen nach brauchbarem Zubehör. Abends wird gemeinsam gekocht und vor allem viel erzählt. Chris ist gebürtiger Amerikaner und die Strecke von USA bis Peru schon mehrmals hin und zurück gefahren und hat dadurch viel zu berichten. Außerdem dabei ist Rodney (ebenfalls mit der Stahlratte verschifft), Australier und genauso wie wir unterwegs nach Alaska. Er wird sich uns für die nächsten Tage anschließen und mindestens bis Nicaragua begleiten. Um San Jose gibt es mehrere Vulkane, Vulcano Irazu und Poas machen wir unsere Aufwartung. Irazu ist mit knapp 3’500m in der gleichen Liga wie Baru und nimmt uns bei Ankunft erstmal den Atem. Poas liegt ebenfalls in dichten Nebel gehüllt, bietet aber den weltweit zweitgrößten Krater zur Besichtigung an. Von Vulkanen nicht genug, fahren wir weiter nach La Fortuna, direkt am Vulcano Arenal gelegen. Dieser immer noch aktive Vulkan bietet einen herrlichen Kegel und sieht endlich mal aus, wie ich mir einen Vulkan aus dem Bilderbuch vorstelle – Kegel, Spitze und Rauch. Ok, der Rauch fehlt, aber Lawa gibt es. Nur leider momentan nicht, wie man uns mehrfach versichert. Ganz hinauf darf man sowieso nicht, die direkte Umgebung ist Sperrgebiet und so genießen wir einfach die Aussicht auf den Giganten.

Was kommt als nächstes? Klar, Nicaragua. Aber was gibt es dort zu sehen? Genau, Vulkane 🙂

Ro


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