„Damn, I love Berlin!“

Wir sind tatsächlich drin. Kurzfristig hatten wir uns auf Anraten entschieden, einen anderen als den eigentlich geplanten Grenzübergang von Mexiko in die USA zu nehmen. Das Ergebnis sprach eindeutig für den Ratgeber. Also statteten wir ihm auch gleich einen Besuch ab. Von euch kennt ihn keiner- glaube ich – und ich hatte ihn auch 20 Jahre nicht gesehen. Aber hey, in Zeiten von Facebook sind Kontakte ja schnell geknüpft. Boris war, soweit wir uns erinnerten, mit mir gemeinsam in der 11. Klasse und wohnt seit 12 Jahren in Scottsdale, einem Vorort von Phoenix. Da mussten wir ja eh hin, weil Roman seine Nicole abholen wollte. Fred hatte uns ja bereits verlassen…
Die Schönheit von Phoenix – ich hoffe, ich trete da niemandem zu nahe – beschränkt sich in der Hauptsache auf sein Wetter. Wobei man selbst da wegen der Hitze noch Abstriche machen muss. Der Besuch bei Boris, seiner netten Frau Linda (perfektes Deutsch trotz amerikanischer Herkunft!) und seinem kleinen Max war aber der Hammer. Fassen wir es mit „tiefenentspannender Gastfreundschaft“ zusammen. Danke noch einmal und wir erwarten euch in Berlin!!!


Bevor ich 1989 ein Jahr als Austauschschüler in die USA ging, bereitete mich die entsprechende Organisation auf einen Kulturschock vor, den ich damals nie erlebt habe. Vielleicht hätte ich mich diesmal besser vorbereiten sollen. Jedenfalls empfand ich – aus Mexiko kommend und mit den Eindrücken aus Zentralamerika abgefüllt – die Ordnung, Sauberkeit, das Englisch und vor allem die klare Orientierung auf den Konsum wie eine unwirkliche Welt. Etwas später freute ich mich dann schon darauf, auf den Autobahnschildern in Deutschland mit den Abfahrten neben den Städten auch gleich die ortsansässigen Fastfood-Ketten und Tankstellenmultis genannt zu bekommen. Und bei Boris angekommen ging der erste Weg gleich ins Einkaufszentrum. Ausnahmslos Investitionen in die Fortsetzung der Reise, versteht sich: T-Shirts, Socken, Schuhe, Motorradstiefel, Tankrucksack, Reiseführer, Kamera… Draußen erregten weniger die Motorräder als vielmehr deren Aufkleber aus aller Herren Länder Aufmerksamkeit, so dass wir unsererseits schon bei dieser ersten Station mehr von unseren Geschenk-Aufklebern verteilten als wir das für diesen „aufgeklärten“ Teil der Welt insgesamt erwartet hatten.

Neu ausgestattet auf in Richtung Natur. Erster obligatorischer Stopp allerdings: Flagstaff. Hier tummelt sich, was zwei Räder und dazwischen einen Motor hat. Grund ist ein Mythos, besungen von Chuck Berry, eigentlich nicht mehr existent, aber immer noch befahren: die Route 66. Eine ganze nette Stadt im Grunde. Bekanntschaft machten wir hier vor allem mit viel Plastik / Plaste (Ordnung muss sein…), das sich um Fahrzeuge hüllte und das uns seither verfolgt. Ich sage es jetzt und hier: 1. Wir wollen sie nicht mehr sehen, diese Harleys mit Vollverkleidung und ihrem Subtext „meiner is aber größer!“ und 2. Findet ihr amerikanischen Rentner Reisen eigentlich so geil, weil eure Campervans („RVs“) größer sind als die Häuser in denen ihr sonst wohnt?
Der Grand Canyon war der Hammer! Man läuft oben an seiner Kante entlang von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt oder lässt sich ein Stück vom kostenlosen Shuttlebus mitnehmen und macht viel zu viele Fotos. Am Abend kommt man zurück zum Zeltplatz, ist ziemlich kaputt und kann die Eindrücke kaum begreifen. Da hats die Erde auseinandergerissen, ein wenig rumerodiert und ausgewaschen und schon ist man überfordert. Kleines Mensch…

Zum Glück denkt man dann doch schnell wieder an die vielen Begegnungen, die man hatte (reichlich Deutsche, Franzosen und Schweizer übrigens, die sich hier ihren Lebenstraum verwirklichen). Und man muss unweigerlich schmunzeln: „Where are you from?“ „Germany.“ Oh yeah? Where in Germany?“ „Berlin.“ „Damn, I love Berlin!“ Der hatte sich einen Aufkleber verdient!!!
Noch eine letzte Mitteilung aus aktuellem Anlass: Heute Morgen haben wir uns getrennt. Roman und Nicole fahren nunmehr auf anderen Wegen als Jana und ich. Das ist keine dramatische Entwicklung, sondern war von Anfang an so geplant. Wir wünschen gute Fahrt, viel Spaß und nicht zu viel Stress.
Auf uns warten als nächstes weitere Nationalparks hier in Utah, bevor wir uns auf den Weg nach New Orleans und Alabama machen. Aber davon, liebe Freunde, zu gegebener Zeit mehr.
Patrick


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