Teil 1: Der lange Weg nach Westen

Auf mehrfachen Wunsch unterbreche auch ich meinen Urlaub, um euch über unsere Rundreise durch die Staaten zu informieren. Inzwischen stehen vor dem Eingang des Yellowstone Nationalparks, die Sonne wärmt uns hier auf 2000m Höhe gut durch und das schlechte Wetter scheint in den Rocky Mountains gefangen zu sein. Aber bis hierher war es weiter Weg, also von vorn.

Die vielen Canyons
Am Antilope-Canyon trennte sich die Viererbande, Jana und Patrick führen durch die Canyons „linksherum“ und wir nahmen den entgegengesetzten Weg. Monument Valley, Arches, Canyonland, Capital Reef, Bryce, Zion lagen auf unserem Weg bzw. waren unsere Stationen. Viele haben wir gesehen, einige umfahren, auf jeden waren wir faszinierend von der Erfahrung, daß wirklich jeder Canyon einzigartig ist und keine zwei sich gleichen. Selbst wenn sie auf den gegenüberliegenden Straßenseiten liegen (wie Arches und Canyonland). Mit Hilfe der Karte und vieler Vorbeireisender, verließen wir zeitweise die asphaltierten Wege und gewannen Perspektiven auf schottrigen bis sandigen Pisten.

Mit den Canyons kam die Kälte. Was Lila gefällt und sie einen kühlen Kopf bewahren läßt, wurde für uns zu einer Suche nach Sonnenschein. Obwohl schon Mai, fiel das Thermometer nachts gern unter 10°C und wir waren froh, wenigstens einen dicken Schlafsack als Decke verwenden zu können.

Am Bryce Canyon trafen wir vier uns wieder und konnten uns nochmal verabschieden, denn von hier aus würden wir definitiv in verschiedene Richtung weiterfahren.

Sin City
Wir hielten Kurs auf das nächste Highlight – Las Vegas. Was schwirrte mir nicht alles im Kopf herum, was diese Stadt alles zu bieten hat. Unzählige Filme huldigen ihr bzw. lassen ihre Handlung dort ablaufen. Länger als eine Nacht haben wir es dort aber nicht ausgehalten. Das mag an der Faszination durch die nachwirkende Canyonlandschaften gelegen haben. Kann auch sein, daß wir als Europäer wesentlich übersättigter sind, was Spiel, Spaß und Lebensfreude als unsere amerikanischen Freunde. Jedenfalls rissen uns die großen Hotels, die kitschigen Inneneinrichtungen, das Alkoholtrinken auf offener Straße usw. nicht vom Hocker. Wir kamen nicht mal in Stimmung ein paar Dollar an einem einarmigen Banditen zu verjubeln. Und auch die fixe Idee, sich vllt doch noch in einer der vielen kleinen Kapellen zu trauen, verflog schnell, da sich keine romatische Stimmung einstellen wollte.

Stattdessen durchstreiften wir die Hotelpaläste, die seit Ocean 11 fast jedem vom Namen her geläufig sind. Waren dadurch in Rom, Venedig und Agypten an nur einem Abend. Ansonsten wimmelt es von Leuten, auf dem Strip und in den Hotels. Überall sieht man mehr oder weniger betrunkene Menschen und selbst spät in der Nacht wird noch Alkohol ausgeschenkt *verrückt* Den darf man sogar auf der Straße trinken *das kann ich auch in Berlin haben*, ansonsten tummelt sich alles in den Casinos, Restaurants oder Shoppingmeilen in und um die Hotels herum. Außerhalb des Strip wird die Gegend vom Reiseführer als gefährlich und des Nachts zu meiden eingestuft. Selbige Empfehlung bekamen wir auch am Campingplatz. Und das war dann auf jeden Fall auch die coolste Erfahrung, die ich mitnehme, die Übernachtung in einem Airstream.

Am nächsten Tag zog es uns dann wieder raus in die Natur, Hoover-Damm in der unmittelbaren Umgebung war unser nächstes Ziel. Wikipedia klärte mich hier auf, dass es sich nicht um einen Damm, sondern um eine Staumauer handelt. Beeindruckend ist sie auf jeden Fall und sorgt immerhin dafür, daß sowohl Las Vegas als auch Kalifornien sowie Arizona nicht verdurstet.

Ringen um Zumo
Oder wie ich zu einem Navi kam. Seit der Einreise in die USA verstärkte sich in mir der Drang, so einen kleinen Kasten am Lenker zu montieren, der mir gerade in den unübersichtlichen Großstädten zuverlässig sagt, wo es lang geht. Und da in diesem Land alles möglich ist, sollte die Beschaffung eines solchen kein Problem darstellen. Zunächst behalf ich mir mit intensiver Internetrecherche. Bei Garmin direkt wurde auf Target verwiesen, eine amerikanische Kaufhauskette, die auch Elektronikartikel vertreibt. Targets gibt es in Hülle und Fülle, aber GPS speziell für Motorräder haben sie eher nicht. Dennoch steuerte ich einige an und war jedes Mal enttäuscht vom Angebot. Alternativ gibt es einige Online-Händler, die gerne an Adressen versenden. Sowas fehlt mir hier nur leider. Also schlenderte ich auch in Vegas frohen Mutes zu einem Target und sie hatten tatsächlich GPS-Navis im Angebot, nur nicht das, was ich wollte. Beim Verlassen viel mein Blick auf das große Schild, das ein Geschäft namens „Cycle Gears“ auswiest. Klingt nach Motorrad – also nix wie hin. Die Jungs waren sehr freundlich, ich bekam sogar einen Aufkleber von ihnen 🙂 „So ein Ding will jeder haben“ war die Antwort auf meine Frage und natürlich führen sie sowas nicht. Immerhin hatten sie Freitag Mittag offen und einer Griff sogar zum Telefon. Seine Hilfe bestand darin, mich an den ortsansäßigen BMW-Dealer weiterzuleiten, der auf jeden Fall 2 GPS hat, aber nicht das, was ich will. Irgendwie zog es mich dennoch dorthin. Wahrscheinlich, um ein wenig bei Heikki und seinen vielen Besuchen in eben diesen Service-Stations in Süd- und Mittelamerika nachempfinden zu können. Und die Leute einmal von nahem kennenzulernen, die dieses deutsche Markenprodukt vertreiben.

So we followed the description and found the BMW service center right on our way out of town towards Hoover Dam. We parked in front (of course) and went inside. On a friday early afternoon there is no much trouble and the guy at the counter showed me the 2 devices he could offer. Nice to see, one was a BMW labled Gamin device, the other a nice offroad device. And that was the moment where we met Kurt. His business card said that he is a „really nice guy“ and I can just recommend him. He knows almost every stone and tree around Vegas within 150miles. He introduced me the offroad device he used by himself. I told him, I am looking for a zumo and unfortunately is hard to get one. He just answered „I don’t have on either but I can send you over to a guy who sell them“. WOW – I was impressed. The next hour we spend together at his desk getting all necessary information about our way to, thru and away from Death Valley. He rides a BMW himself, of course, and had several trips to this region. He showed me where the „moving rocks“ are located, the dry salt lake and some other interesting points, towns and so on. Overloaded with many detailed information we went to GPSCity which has a warehouse close to the BMW service center. These guys normally do just online business, shipping Garmin devices and additionals all around the US and Europe. But for us they opened their backdoor and we came out with a brand new zumo 660 – on Friday late afternoon.

Tal des Todes
Überglücklich habe ich das Ding am nächsten Morgen am Motorrad problemlos montiert und fahre seit dem mehr Sandpiste als gewollt. Es wies uns dann den Weg zum Death Valley. Die Durchquerung vertrugen wir gut. Endlich mal Wärme und zwar so, wie ich sie aus Süd- und Mittelamerika gewohnt. Heiß und um die 40°. Nur Lila begann innerlich zu kochen und am letzten Anstieg hinauf zum Zeltplatz zeigten alle Anzeigen auf rot – ein Notstoppp war also dringend geboten. Wir machten es uns in der Sonne gemütlich und Lila kühlte gemächlich ab. Ein unbekanntes Geräusch drang an unsere Ohren. Ich suchte die Quelle und wurde am Tankdeckel fündig. Als ich ihn öffnete, na? Da sah ich Blasen und viel Bewegung im Benzin. Den Anblick kenne ich von der morgentlichen Teezubereitung und wußte – oha, lieber den Deckel wieder drauf tun. Seit dem bremse ich früher und gönne der Diva zeitiger eine Auszeit. Der Ranger in diesem Nationalpark erklärte uns, daß man nur morgens (in aller Herrgottsfrühe) oder am späten Nachmittag (eher Abend) sich im Tal einigermaßen angenehm aufhalten kann. Dann sinken die Temperaturen auf unter 30°C und man kann die Landschaft genießen. Viel Grüner ist sie, als wir es erwartet hätten. Es gibt neben den Sträuchern auch viel Getier, Sanddünen und Reste der früher vorhandenen Salzseen. Und was nicht jeder weiß – der tiefste Punkt der Vereinigten Staaten befindet sich hier mit -84m.

Yosemite (sprich: Joßämetie)
Auf dem Weg zum Nationalpark trafen wir einen alten Bekannten wieder – Rodney. Wir hatten uns in Lone Pine am Lake Mono verabredet. Am späten Nachmittag lieferten wir uns eine kurze Verfolgungsjagd bevor wir unserer Freude über das Wiedersehen nachgeben konnten. Wir campierten außerhalb von Lone Pine am Lake June und wurden von David auf Bier und Lagerfeuer eingeladen. David stand quasi nebens uns als wir in Lone Pine endlich zum Stehen gekommen waren. Wir verbrachten den Abend vor dem Feuer und sinnierten über die Welt im Allgemeinen. Alte Erinnerungen wurden aufgefrischt und die letzten Eindrücke ausgewertet. Rodney war gerade San Francisco entflohen, dem Ort, der nach dem Park auf unserer Liste stand. Was lag da näher, als die letzten Neuigkeiten einzuholen. Am nächsten Tag ging es zum Lake Mono, einem der wenigen letzten Salzwasserseen im amerikanischen Binnenland. Die Flora und Fauna ist einzigartig, bedroht und man versucht intensiv, den See zu schützen und seinen Wasserpegel anzuheben. Bislang mit mäßigem Erfolg. So konnten wir aber immerhin noch Bereiche ablaufen, die in einigen Jahren bereits überflutet sein sollen. Der Abschied war kurz und wir bereits auf dem Weg in die Berge.

Der Yosemite ist ein Nationalpark unter vielen, aber vor allem bei Kletterern international bekannt. Wir haben uns unter anderem The Nose von unten angesehen und allein das sieht schon imposant aus. Hier am Fuße des Kletterfelsen warten tagsüber Leute mit Campingstühlen, um den Kletterern bei ihrer Arbeit zuzusehen, Fotos zu schießen und den Ausblick zu genießen. Da auch Nicole der Hintern brummte, nutzen wir 2 Tage zum ausgiebigen Wandern. Einen Tag erkundeten wir das Tal, daß durch viel Sonne angenehm warme Temperaturen anbot. Den anderen Tag erklommen wir den Yosemite Wasserfall und konnten von oben die imposanten Felsmassive bestaunen.

Schwieriger war das ergattern einer Übernachtungsmöglichkeit. Der Amerikaner reserviert gerne und so waren selbst um diese frühe Zeit im Jahr alle Campingsplätze restlos ausgebucht. In Höheren Lagen waren sie aufgrund der kalten Temperaturen noch geschlossen. So hieß es um 15Uhr in einer langen Schlange anstellen und hoffen, einen der tagsüber freigewordenen Plätze zu ergattern. Die gelang uns auch, wir konnten dadurch aber die Wanderungen nicht beliebig ausdehnen. Ansonsten wird hier überall vor dem Bären gewarnt. Essen muss in gepanzerten Schränken aufbewahrt und Fotos zeigen eindrucksvoll, was passiert, wenn man das Essen dennoch im Auto läßt. Der dicke Braune ließ sich aber gar nicht blicken, dafür streiften Rehe ums Zelt und Erdmännchen versuchten die fallen gelassenen Essensreste zu ergattern.

 

Roman


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