Und jetze???

Von Fairbanks nach Deadhorse, dem nördlichsten Punkt Amerikas, den man mit einem eigenen Fahrzeug erreichen kann, sind es 800 km. Und zwar Piste! Nun, da lag ein recht langer Weg vor uns und wir wussten nicht, wie der Straßenzustand sein wird. Fred warnte uns vor den Baustellen, die Goldwing-Fahrer vor dem Wetter und die Harley-Fahrer generell vor dem Dalton Highway, der für die nächsten Tage unser Zuhause sein sollte. In Gesprächen mit Freunden und Reisebekanntschaften, die diesen Weg gefahren sind, konnten wir drei Möglichkeiten ausmachen, ihn zu meistern. Gary (Alabama) fuhr die 1600 km – also Fairbanks – Deadhorse – Fairbanks – an einem Tag. Das ist möglich, da hier die Sonne zurzeit nicht wirklich untergeht und es 22 Stunden Tageslicht gibt. Fred hat die Strecke in zwei Tagen erledigt mit Übernachtung (in sehr teurem Hotel!!) in Deadhorse. Und die dritte Option hatten Norweger, die nach Panama unterwegs sind, ausprobiert: nach Coldfoot (liegt ungefähr auf der Hälfte, hat eine Tankstelle und Restaurant und besitzt daher in Alaska „Stadtrecht“), Zeltlager und von dort aus eine Tagestour ohne Gepäck nach Deadhorse.

Wir haben überlegt und überlegt, wie wir diese Strecke, die unsere Reise erst richtig rund macht, befahren sollen. Dank einer großzügigen Spende von Sigrun M. aus B. fiel uns die Entscheidung leicht und wir wählten Variante vier: Vier Tage Fahrt mit zwei Übernachtungen in Coldfoot und einer in Deadhorse. O.k. das ist die Mädchenvariante, aber was sage ich Euch: Es war eine der besten Entscheidungen, die wir auf der ganzen Reise gemacht haben. 7-8 Stunden täglich Pistenfahrt bei Schlamm und Modder reichen definitiv! Leider hatte uns das Wetterglück ein bisschen verlassen.

Und so fuhren wir aus Fairbanks los. Überraschenderweise waren die ersten Kilometer noch gut asphaltiert. Aber die Motorräder, die uns entgegen kamen, ließen mich an unserem Unternehmen zweifeln. Jana zu Patrick per Helmsprechanlage: „Haste die gesehen, oh man, die waren ja voller Schlamm und Dreck. Wollen wir da wirklich lang fahren?“ Und Patrick: „Die sahen doch noch gut aus, hab ich mir schlimmer vorgestellt!“ Was „schlimmer vorgestellt“, ich will ne trockene Piste, die gut zu befahren ist und Supertranse nicht dreckig wird!!! Ein bisschen Staub wäre o.k. Aber diese Vorstellung musste ich schnell verdrängen. Bereits die ersten Pistenkilometer zeigten: Ja, es hat viel geregnet in den letzten Tagen. Wir hatten zum Glück nur Niesel und manchmal ziemlich tiefhängende Wolken. Aber wir konnten die Strecke gut meistern. Es dauert halt bloß, auf den Pilotwagen zu warten, der einen durch die Baustelle lotst und das gleich bei mehreren Baustellen. Oder eine Schlammstrecke mit 9%-Fall im ersten Gang herunter zu kriechen. Also man muss mal sagen, diese Strecke wäre in Südamerika nicht zu befahren gewesen, hier kostete sie jedoch „nur“ Zeit. Nach manchen Streckenabschnitten mussten Patrick und ich erst einmal anhalten und uns „High Five“ geben, so erleichtert waren wir, dass wir nicht gestürzt sind. Und irgendwie war es kein gutes Gefühl, nicht zu wissen, was noch vor einem liegt und zu wissen, dass man das alles wieder zurückfahren muss. Und es war kalt, 6°C zeigte das Thermometer später und gefühlt waren es höchstens 3°C, wenn nicht sogar weniger. Egal, wir sind überglücklich in zwei Tagen in Deadhorse angekommen, haben im Hotel eingecheckt, die Betten Probe gelegen (herrlich, ich will so etwas fürs Zelt haben) und noch das obligatorische Foto geschossen: End of the Dalton Highway. Und da hatten wir es erreicht, unser Ziel, das wir uns irgendwann in Südamerika gesetzt hatten: von Ushuaia, Feuerland nach „keine Ahnung wie der Ort heißt“, Alaska – einmal komplett durch GANZ Amerika! We did it!!!!

Deadhorse ist ein sehr spezieller Ort: hier beginnt die Trans Alaska Pipeline, die uns den ganzen Weg begleitete. Hier gibt es nur Industrie, vom Wetter frustrierte Arbeiter und durchgeknallte Touristen, die das arktische Meer sehen wollen. Das einzig offene Hotel in Deadhorse (Container auf Wohnzimmer getrimmt mit Schlafwagencharakter) mit seinen super angenehmen Betten war nach drei Monaten Camping und den anstrengenden Fahrtagen eine richtige Wohltat. Ich wäre glatt noch eine Nacht geblieben… Bereits in Coldfoot hatten wir Ruth und Roy aus Edmonton, Kanada kennengelernt. Sie wollten eigentlich zelten, doch wessen Motorräder standen da vor dem Hotel? Wir speisten zusammen und fuhren am nächsten Tag den Weg gemeinsam zurück. Herrlichster Sonnenschein verriet, welch schöne Landschaft sich hinter den Wolken versteckt hatte. Die Piste war schnell getrocknet, so dass wir gut voran kamen, aber die vielen Fotostopps ließen diesmal die Zeit rennen. Als wir ein weiteres Mal an einer Baustelle auf den Pilotwagen warten mussten, kam ein Pick up auf und zu, und der Fahrer meinte freundlich warnend und zugleich beruhigend: „Take your time!“ Ich fragte schnell, ob denn die Straße schlechter sei als gestern. So ein überraschtes und gleichzeitig erstauntes Gesicht haben wir schon lange nicht mehr gesehen: „Ihr seid das gestern gefahren???“ Und noch ein schnelles: „You will be fine“ hinterher. Es stellte sich heraus, dass dieser nette junge Mann der Chef des ganzen Bautrupps war. Hätte ich das gewusst, hätte ich gleich mal gefragt, warum Baustellen denn „construction work“ heißen, wo sie doch eher einem Schlachtfeld bzw. einer großen Dekonstruktion ähneln. Obwohl der Pilotwagen diesmal super langsam gefahren ist, was im Endeffekt für uns Motorradfahrer in rutschigen Passagen noch gefährlicher ist, sind wir durch die Baustellen an diesem Tag gut gekommen. Aber es wartete noch Tag vier!

Die Tundra hatten wir bereits hinter uns gelassen, viel zu sehen gab es nicht. Langsam sah man wieder Baumwuchs. Und es gab nun richtigen Regen, nicht nur diesen Pseudo-Niesel. Dementsprechend weich und rutschig war so mancher Abschnitt des Dalton Highways geworden. Wahnsinn, wie unterschiedlich der gleiche Weg an zwei verschiedenen Tagen sein kann. Wir sind zum Glück ohne Unfälle durchgekommen, nur die Motorräder und auch wir waren mehr als dreckig. Ein Hochdruckreiniger musste her. Auf dem Weg nach Fairbanks sahen wir nur wenige Motorräder uns entgegen kommen, aber in ihren Gesichtern sah man geschrieben: „Oh mein Gott, wo kommen die denn her? Will ich wirklich dorthin?!“

Und was kommt jetze, nachdem wir unsere Mission erfüllt haben? Wir warten hier in Alaska darauf, dass endlich der Winter einbricht und die Beringstraße zufriert. Dann können wir über das Eis nach Asien fahren und über Russland nach Hause kommen… Nun, das vielleicht in einem anderen Leben! Jetzt geht es erst einmal in den Denali-Nationlpark, dann nach Anchorage, wieder in den Yukon rein (Yukon-Werbespruch: „Larger than life“) und nach British Columbia zu unseren Freunden mit dem großen Weinkeller – sie sind Winzer!

An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen und Mr. Tank danken. Ohne ihn, wäre die Fahrt nach Prudoe Bay nicht möglich gewesen, wir wären niemals an unserem Ziel angekommen. Näheres über Mr. Tank erfahrt ihr hier. Vielen, vielen Dank. Es bleibt nur noch eins zu sagen: Wir sehen uns bald in Berlin!!

Jana


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Teil 5: Wie ich fast den Flughafen Newark komplett lahmlegte

Nicole war bereits auf dem Weg ins Flugzeug, da sprang ich aufs Mopped, um zurück nach New York City  zu fahren. Da es schon 22Uhr war, wollte ich zügig heimkommen. Also auf und runter vom Parkplatz. War eigentlich nur noch die Schrank zu passieren. Dabei hatte ich mich noch gefragt, ob ich die Dollar spare und über eine der zahlreichen Lücken im Parkplatzzaun abkürze. Die Entscheidung fiel dagegen aus, denn es ranten definitiv zuviele Polizisten umher.

An der Schranke angekommen, musste ich nur noch die Parkkarte einschieben und den geforderten Betrag zahlen. Hatte in Phoenix super geklappt, ich kannte das Prozedere also. Aber! New York is nicht Arizona, ihr wißt schon. Und darum schaute mich der Kassierer auch erstmal ganz verduzt an: „Sie dürfen mit ihrem Motorrad gar nicht auf diesem Parkplatz parken“ war seine Aussage. Tja, hätte ich ja auch gleich den kleinen Aufkleber auf der Schranke bemerken können, der mir im Laufe des Gespräches dann irgendwann mal auffielt. Aber, dachte ich mir, kann ja nich so schwierig sein. Parkkarte hatte ich ja schon in den Automaten eingeschoben. Also abkassieren, Schranke auf und rausfahren. Das wäre nur zu einfach gewesen. Er begann geschlagene 10Minuten den Computer zu bearbeiten. Keine Ahnung was er da trieb. Die freundlichen Autofahrer hinter wichen auf die anderen Terminals aus. Ich setzte schon mal den Helm ab und übte mich in Dehmut. Irgendwann fragte er, wann ich auf den Parkplatz denn eingefahren sei. Na vor nich mal einer Stunde, müsste doch auch auf der Parkkarte stehen. Die war wohl im System verschwunden gegangen oder er wollte einfach alles händisch eintippen.

Naja und dann, nach eine gefühlten weiteren Ewigkeit entblätterte sich der Preis vor meinen Augen. Wow, 36USD für mich nicht mal eine Stunde parken. Alle Achtung, das nenn ich preiswert. Ähm großes Sorry, aber da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich meinte 9pm, nicht 9am. Ahja, nochmal großes Tippen – Ewigkeit – neuer Preis: 3USD. Yeah, das nehm ich. Sofort einloggen, bezahlen, Schranke hoch und nur noch raus hier…^

Aber nein, was ist das? Gerade als ich das Wechselgeld einstecke, geht der Schlagbaum wieder runter. Ähm, hallo? Was denkt da der einfache Bürger? Drück auf deinen Buzzer und mach dit Ding sofort wieder uff! „Ja, sorry, ist nicht mein Tag heut“, war seine Antwort. Es dauerte nochmal gute 5 Minuten bis das Ding nochmal hoch fuhr und ich endlich meinen Weg zurück in die Metropole antreten konnte.

Nächstes Mal informiere ich mich vorher, wo ich mit meinem seltenen Fahzeugtyp an einem inneramerikanischen Flughafen parken darf.

Roman

 

P.s: Es gibt keine kleinen roten Buzzer, das System öffnet die Schranke nur durch einen neuen Vorgang (tja, haste keine Parkkarte, …) oder durch das Super-Passwort des Super-Big-Boss. Der musste natürlich erstmal aufgetrieben werden.


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Teil 4: Großer Apfel – Kleiner Apfel

So wo waren wir? Ach ja, Chicago lag hinter uns und wir unaufhaltsam unterwegs in Richtung der wohl bekanntesten Stadt der Vereinigten Staaten. Aber vorher hieß noch ein wenig auf den alten Spuren wandeln.

Michigan war mir als schöner Flecken Erde in Erinnerung geblieben und so ging es um den Lake Michigan herum hinein in diesen Bundesstaat. Wie eine große Landzunge ist er umgeben von den großen Seen und bietet dadurch ein mildes Klima. Genau das richtig, um bei den warmen Temperaturen etwas Abkühlung zu finden. Entlang der Küste ging es auf der einen Seite hinauf bis nach Mackinac City und auf der anderen Seite wieder hinab nach Ann Arbor. Dicht bei Mackinac City liegt das kleine Eiland Mickinaw Island, an das ich noch sehr gute Erinnerungen hatte. Also verbrachten wir einen Tag damit, die Insel zu erkunden und uns nach der vielen Fahrerei mal wieder die Beine zu vertreten. Die Insel ist alles andere als amerikanisch. Ok, es gibt Starbucks, aber hier dürfen keine Autos fahren. Hallo, kein Drive-Thru? Nicht ein einziger und das macht das Verweilen an diesem Ort sehr angenehm. „Gestört“ wird man als Füßgänger nur durch Fahrradfahrer und Pferdewagen. Hat jetzt nichts mit Mormonen zu tun, sondern ist alles ganz modern. Sogar ein Grand Hotel gibt es hier, mit der längsten Außenterrasse (der Welt? wahrscheinlich). Und das Ganze ist dann auch fast historisch, weil es die Insel so schon seit 1873 gibt und die Autofreiheit seitdem nicht umgeworfen wurde. Sehr zur Freude der sich hier jährlich erholenden Gäste.

Ann Arbor ist eine Studentstadt, hier befindet sich die Universität von Michigan, was dem Ort mal wieder ein junges und angenehmes Flair verleiht. Die Unigebäude muten teilweise alten englischen Bauten an. Leider wurde viel gebaut und saniert, so dass wir mehr Gerüste als sehenswerte Gebäude sehen konnten. Dafür war der Campus belebt und wir konnten ein wenig von dem intellektuellen Geist in uns aufsaugen. Noch ein guter Ausgleich gegen zuviel Motorradfahren.

Und dann passierte. Irgendwie wartete ich schon die ganze Zeit darauf. Der Riesengau oder zumindest so etwas wie ein größeres Problem, das sich nicht so leicht lösen liese. Ok, da war der platte Reifen irgendwo in den Rocky Mountains gewesen. Aber der ging mit 90Minuten Reparaturzeit viel zu glatt durch. Dann war da noch der offene Punkt der Motorradrückverschiffung nach Deutschland. Der wollte einfach nicht voran schreiten. Aber der hatte noch Zeit und ich hatte ja bereits ein paar Firmen an der Angel. Es standen nur noch die Angebote und Details aus. Mmmmh, sah ich es zuerst oder Nicole? Ist auch egal, jedenfalls sah das hintere Zahnrad gar nicht gut aus – runtergefahren als wären wir schon 20’000km seit dem letzten Wechsel unterwegs. Und da hatte ich meine zunächst unlösbare Aufgabe. Denn der Versuch einen Ersatz käuflich zu erwerben, schlug mit der Bemerkung des Fachmanns hinterm Tresen fehl: „Wenn sie nicht genau wissen, welches Zahnrad sie brauchen, kann ich ihnen auch nicht helfen. Und wenn dieses Rad hier (in den USA) gar nicht verkauft, dann werden sie so einfach kein Ersatzteil bekommen. Und auf Lager haben wir sowas schon gar nicht…“ Many thanks, wo waren meine hilfsbereiten und stets freundlichen Lateinamerikaner, wenn ich sie brauchte?

Nach Rücksprache mit dem Mechaniker daheim, war die unkomplizierteste Lösung, Gabi bringt ein neues Zahnrad mit, wenn sie nach New York kommt. Ich war mit ihr dort verabredet, um zwei gemeinsam Motorrad zufahren. Und es waren nur noch 4 Tage bis zu ihrem Abflug. Wir entschlossen uns den Weg bis New York direkt zu fahren, geschmeidig, mit viel Öl auf der Kette und sanftem Gas, um das Material so gut wie möglich zu schonen. Gezittert habe ich jeden Tag, ob wir es schaffen. Am Ende ging alles glatt und wie Nicole richtig meinte, wir mir dieser Fehler nicht mehr passieren. Stets den kompletten Kettensatz austauschen, ich habe es nun verstanden.

Dafür war New York City in 3 Tagen erreicht und wir hatten eine ganze Woche Zeit uns dort zu vergnügen. Mit Gabi im Schlepptau ging es unter anderem den Broadway auf und ab, durch unzählige Klamottenläden, durch den Central Park mit dem Fahrrad, mit der Fähre nach Staten Island und die Freiheitsstatue aus der Ferne anschauen. Es gibt unzählige Ecken, die man sich in dieser großen Stadt anschauen kann. Und so auch noch genügend übrig, wenn ich die letzten Tage vor meiner endgültigen Abreise aus den USA dort verbringe. Einen halben Tag spendierte ich für die erneute, aber nun komplette Auswechslung des Kettensatzes. Über drei Ecken bekam ich Kontakt zu Euvin, einem Schrauber in Brooklyn und mit unseren vier Händen war die Arbeit schnell erledigt. Seine gute ausgestattete Werkstatt bot zudem ein bequemes Arbeitsumfeld. Das Konzept seiner Garage ist zudem interessant, als das Raum in New York City äußerst rar ist. Er ist mehr durch Zufall an diese Gerage geraten und hat daraus eine Art gemeinschaftliches Projekt entwickelt. Die Leute können hier ihre Maschine abstellen (passen gut ein Dutzend Räder rein) und dann gemeinsam an ihren Maschinen schrauben, fachsimpeln, sich austauschen und dazu lernen. Er selbst hatte am Anfang, genau wie ich, keine große Ahnung, wie ein Motorrad zerlegt und wieder zusammengesetzt wird. Inzwischen haben sie ein ziemlich herunter gekommenes Rad restauriert und neu aufgebaut.

Kette gut – alles gut, Lila schnurrt wieder wie die Katz und läuft als wäre nichts gewesen 🙂

 

Roman


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!!! Mission acclompished !!!

Step 1:

Step 2:

Geplant war das nicht. Aber wir haben sie gesehen, die beiden privat befahrbaren Enden Amerikas, Ushuaia und Deadhorse. Rund 70.000 Kilometer oder ungefähr 45.000 Meilen liegen hinter uns.

We’re coming home …


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Lasst die Spiele beginnen!

Sport ist uns beiden ja quasi in die Wiege gelegt worden. Wir sind geborene Kenner und vor allem kenntnisreiche Kritiker. Außer Werner macht uns da eigentlich keiner was vor beim Anschauen von Sportveranstaltungen. Das heißt natürlich auch, dass wir gerne alle Gelegenheiten nutzen, um Sport zu konsumieren. Und wenn uns dann das Wetter wie hier in Fairbanks, Alaska, die Chance gibt, einmal ein paar Tage länger an einem Ort zu bleiben, als wir das eigentlich geplant hatten, blättern wir halt in den Veranstaltungsflyern. Wir trauten unseren Augen kaum. Was stand denn da? Olympia! Mitten in Alaska! Und das auch noch vor dieser Kommerzveranstaltung in London, bei der Werner wieder zur Höchstform auflaufen darf. Eröffnungsveranstaltung nur 10,- USD und die Tagesveranstaltungen mit freiem Eintritt! Da mussten wir hin. Genau bezeichnet handelt es sich um die WEIO, die World Eskimo Indian Olympics. Teilnehmer aus Fairbanks, Anchorage, Whitehorse und… Grönland – geht also ganz klar als Weltveranstaltung durch. Was uns erwarten würde, wussten wir nicht. Am Ende hatten wir großen Spaß an Sportarten wie „one hand reach“, „kneel jump“, „blanket toss“ und „drop the bomb“. Wie, sagt euch nichts? Na dann:

ONE-HAND REACH


Die Athleten balancieren ihren Körper auf einer Hand, den Ellbogen unter dem Unterbauch platziert. Die Hand ist der einzige Punkt des Körpers, der den Boden berührt. Mit der anderen Hand müssen die Athleten eine Ball berühren, der über ihnen von einer Art Galgen herabhängt. Haben sie den Ball berührt, müssen sie unter Zuhilfenahme der zweiten Hand den Körper wieder in Balance bringen, ohne dass ein anderer Teil des Körpers den Boden berührt. Der Ablauf des Wettbewerbs ist ansonsten wie beim Hochsprung. Der Ball wird immer ein Stück höher gezogen und jeder hat drei Versuche pro Höhe, bis er endgültig scheitert. Gewonnen hat, wer die größte Höhe schafft oder, bei gleicher Höhe, wer weniger Fehlversuche hatte.

DROP THE BOMB

Gibt’s nur für Männer. Der Athlet legt sich auf den Bauch und streckt die Arme seitlich aus. Drei Veranstaltungshelfer heben dann auf Kommando den Athleten an, einer nimmt die Füße (dafür wird ein Band benutzt) und jeweils ein weiterer an den Handgelenken. Jetzt tragen sie ihn in einem von einem Kampfrichter vorgegebenen Tempo vorwärts. Gewonnen hat, wer am längsten durchhält.

Leider haben wir nur die Qualifikation sehen können. Da wird nur gehoben, nicht getragen. Sie dient nur dazu herauszufinden, ob ein Bewerber überhaupt in der Lage ist sein Gewicht zu halten. Waren sie nicht alle…

KNEEL JUMP


Bei dieser Disziplin geht es um die Schnellkraft. Die Athleten sitzen auf ihren Knien vor einer Linie, die Fußrücken flach auf dem Boden. Alles, was sie tun müssen ist, ohne die Arme zum Abstützen zu benutzen aus der Sitzhaltung in den sicheren (!) Stand auf beiden Füßen zu kommen. Die Bewegung sollte dabei nach vorne gehen, denn es gewinnt, wer am weitesten springt. Der praktische Nutzen besteht übrigens darin, die Schnelligkeit und Balance zu trainieren, die man braucht, um bei aufbrechendem Eis von Scholle zu Scholle zu springen. Viel Glück!

NALUKATAQ (BLANKET TOSS)

Die Decke (blanket), von der der Name spricht, ein etwa 3×3 Meter großes Tuch aus mehreren Walrosshäuten. An ihren Seiten sind Seile zum Greifen eingenäht. Ein Haufen Menschen hält das Tuch und ein Springer steht auf dem Tuch. Er oder sie wird dann von den Haltenden und Ziehenden wie von einem Trampolin in die Luft geschleudert und wieder aufgefangen. Es werden Höhen von bis zu 10 Metern erreicht. In der Luft können die Springer Kunststückchen machen. Die Disziplin dient eher dem Spaß als einem Wettkampf, auch wenn es eine Jury gibt, die die Sprünge bewertet. Gegenüber dem Trampolin hat das Tuch übrigens den Vorteil, dass die Haltenden sich bewegen und so einen Seitwärtsflug des Springers auffangen können.

Die machen da auch noch andere Sachen wie Gewichte mit den Ohren heben, Tauziehen zu zweit und mit einem Stöckchen anstatt eines Taus, Knuckle Hop, One-foot und Two-foot High Kick, Toe Kick und natürlich Fish cut usw. Konnten wir dann leider nicht mehr sehen. Die Veranstaltung ist – wie alle guten olympischen Spiele – mehrtägig.

Von der Eröffnungsfeier hatten wir uns eine Art Feuerwerk der Kulturen versprochen. Nun… sagen wir mal… uns fehlte vermutlich das kulturelle Wissen, um zu verstehen, was sich da vor unseren Augen abspielte… besonders die Gesangs- und Tanzvorführungen. Das eintönige Getrommel, die immer sehr ähnlichen Melodien, die minimalistischen (Hand)Bewegungen und die für uns unverständlichen Texte (waren es welche?) führten aber relativ bald dazu, dass wir uns auf den nächsten Wettkampf freuten… Immer war sehr bemerkenswert, dass in den Tanzgruppen alle Altersgruppen vertreten waren. Für die gehschwachen Tänzer hat man halt Stühle hingestellt.

Wer mehr über die Spiele wissen möchte, kann sich gerne mal auf dem Internetauftritt der WEIO umsehen: www.weio.org

Insgesamt war das ein aufregender Tag für uns und eine sehr willkommene Abwechslung im Regen und nach dem Wechseln von Kettenritzeln und Hinterreifen. (Hab übrigens jetzt neue Eisen zum Reifenwechseln. Wer mal vor dem Problem steht nicht zu wissen ob er große oder kleine kaufen soll: Kauft kleine! Die großen machen immer die Schläuche kaputt und wechseln lassen ist in der Neuen Welt sehr teuer!)

Patrick


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Teil 3: Isn’t that hot in this clothings?

Leavenworth

Was tun nach so vielen geballten amerikanischen Eindrücken? Am besten verarbeiten und eine Atempause suchen. So blickten meine Augen gebannt auf diese Anzeige. Ein gallisches Dorf mitten in den amerikanischen Weiten. Vielmehr ein deutsches Dorf, in dem man sich wie in Bayern fühlen sollte. Das wollte ich mir selbst anschauen. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: so ziemlich jeder amerikanische Bundesstaat hat eine Ortschaft, die auf Deutsch getrimmt wurde. Neben Nussknackermuseum und lustigen bayrischen Häusern musste ich natürlich vor allem das Bier prüfen und muss sagen, so ein Schluck deutscher Braukunst nach mehr als 6 Monaten tut wirklich gut.


Yellowstone National Park

Dieser Park gehört wohl zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes. Ich stellte mir viel vor und dennoch keine Ahnung was mich erwartete. Umso überraschter war ich, dass auch dieser Park mal wieder einzigartig war und keinem der davor besuchten glich. Dominierten im Yosemite noch hoche Felsen und tiefe Schluchten, so ist dieser Park bestimmt von weiten Flächen, Graslandschaften, Wälder und Seen wechseln ab. Das absolute Highlight für mich waren aber die heißen Quellen. Und davon gibt es hier unzählige. Geisire schießen aus der Erde, dampfende Löchern säumen den Wegesrand und an vielen Ecken brodelt es unaufhörlich. Dazwischen grasen gemütlich Bisonherden. Letztere werden jedoch etwas ungemütlich, wenn man ihnen zu nahe kommt und Motorradfahrer sollen sie auch nicht besonders leiden können. Mir haben sie gehörigen Respekt eingeflößt als ich ihnen unbeabsichtigt zu weit entgegen kam. Imposant anzusehen sind sie dennoch und in einem Auto fühlt man sich auch jederzeit sicher. Aber ungeschützt auf unserem Zweirad versuchten wir dann doch lieber in sicher Distanz zu bleiben. Nicht immer leicht, wenn staunende Autofahrer die Straße verstopfen und niemanden vorbeilassen.

Auf dem Weg zur nächsten großen Stadt stand uns noch einiges an Weg bevor. Zunächst hieß es die Rocky Mountains überwinden.


Mount Rushmore

Mittendrin liegt dieses Monument amerikanischer Steinmeisselarbeit. Besser bekannt als der Fels mit den Präsidentenköpfen. Beeindruckend ist es allemal, wozu der Mensch sich hinreißen läßt. So wurde in Handarbeit unzähliger Arbeiter erst der Granit abgeschlagen und anschließend nach den Vorgaben des Bildhauers bearbeitet. 4 Präsidenten schafften es mit ihrem Konterfei auf die Felswand und ragen nun unübersehbar über die Besucher hinweg. Ein Rundweg führt durch Anlage, die gut besucht ist. Eine größere Geschichte gibt es hinter diesem Kunstwerk in Naturstein nicht und so glotzt man doch irgendwie fasziniert auf die Abbilder und versucht hinter die Gesichter zu kommen. Je nach Sonnenstand werfen sie verschiedene Schatten und sehen dadurch immer ein wenig anders aus.

Badlands National Park

Über die Rockys folgten den Spuren von Lewis und Clark, nur in umgekehrter Reihenfolge. Bei uns wohl kaum bekannt, waren dies die ersten beiden Pioniere, die den Weg über die Berge bin ins heutige Seattle fanden und dabei mit ihrer Expedition zahlreiche Gefahren und Hindernisse überwinden mussten. Hinter den Bergen warteten die Badlands auf uns. So benannt die Indianer. Für sie verkörperte dieses Gebiet das schlechte Land wie es in ihren Legenden beschrieben wurde. Und tatsächlich ist dieses Ödland ein besonderer Flecken Erde. In seiner Ausdehnung eher klein, zeigen sich hier jedoch einzigartige zum Teil bizarre verwitterte Gesteinsformen von den man zum Teil nicht genug bekommen kann. Das Urmeer reichte einmal bis hierher und formte das Gelände unter Wasser. Nach dem es

verschwand begannen die gepressten Sedimente zu verwittern. Teilweise lassen sich die Ufer des Meeres noch gut erahnen. Als wir die Badlands verlassen, scheint noch die Sonne und es ist drückend warm. Als wir Rapid City erreichten, schafften wir es gerade bis zum ortsansäßigen Honda-Händler, bevor der Ort buchstäblich unter einen Wolkenbruch verschwindet. Ein Ölwechsel war fällig und wie durch einen glücklichen Umstand konnten wir direkt in die Werkstatt fahren und so dem Unwetter mit Hagel und allem drum und dran glimpflich entkommen.

Auf dem Weg weiter Richtung Osten machten wir unter anderem in Mitchell halt. Ein kleiner Ort und für uns eher günstig gelegen. Auf die provokative Nachfrage, was man sich hier ansehen könne, lautete die Antwort prompt: „Corn Palace“. Aha und was ist das? Die Frage hörte mein Gegenüber anscheinend nicht zum ersten Mal und erklärte mir recht schlüssig: „It’s one of the thousand thing you must see before you die“. Immerhin nehmen dafür jährlich bis zu einer halben Millionen Menschen den Weg auf sich, um genau hier Halt zu machen. Wow, das mussten wir sehen. Und tatsächlich ist wohl etwas einmaliges und für
amerikanische Verhältnisse sogar historisches Plätzchen. 1896 zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert, wird seit dem jedes Bildern und fragt sich, ob es wirklich so viele verschiedene Sorten Mais geben kann. Obligatorisch war natürlich die Tüte Popcorn für danach 🙂

Chicago


Was für ein Augenblick als ich nach mehr als 10 Jahren wieder in dieser Stadt ankam. War dies doch der erste Ort, durch den ich mit den Staaten in Berührung kam und dessen Erinnerungen mich wohl am stärksten prägten. Vieles habe ich wiedererkannt, anderes hat sich in meiner Fantasie miteinander vermischt und existiert so gar nicht. Aber die vielen Baustellen waren real. Unglaublich, da konnte ich sogar als Berliner neidisch werden. Am ersten Tag erkundeten wir die Stadt zu Fuß und als wäre der Tag nicht schon groß genug, hatte auch noch mein Vater seinen runden Geburtstag zu feiern. Also hieß es zu allerst einmal einen brauchbaren Internetzugang finden und daheim anrufen. Wir platzten denn auch gleich mitten rein in die Feier. Nach den Glückwünschen und der Beantwortung aller Fragen ging es weiter auf unserem Stadtbummel durchs Zentrum. Das Skypdeck des Sears-Towers, der inzwischen Willis-Tower heißt, haben wir erobert. Das sonnige Wetter bot die perfekte Aussicht nach allen Seiten. Wieder unten angekommen, ging es weiter durch die nicht enden wollenden Straßenschluchten. Am Ende konnten wir noch die Wasserspiele am Buckingham Fountain genießen. Den zweiten Tag hatten wir uns für eine Fahrradtour entschieden. Räder ausleihen und los ging es. In einer großen Runde, entlang des Ufers am Michigansee, den Hyde-Park streifen und zurück Richtung Zentrum. Mal was anderes selber wieder in die Pedale zu treten.

Unser Zelt hatten wir außerhalb der großen Stadt aufgeschlagen und kamen denn auch schnell mit den Besitzern des Kampingplatzes ins Gespräch. Thomas und Sylvia betreiben ihn, kommen beide aus der Schweiz und ich konnte endlich einen tieferen Einblick in die Camping-Kette KOA gewinnen. Sie reisen selbst gern und so gab es vieles auszutauschen. Letztendlich sind sie in den USA hängen geblieben und haben sich nun einen Traum damit erfüllt, andere Camper glücklich zu machen. Zu guter letzt gastierte auch ein Modellfotograph (nein, keine Aktaufnahmen) auf dem Platz. Die Modell frischten hier ihr Portfolio an Aufnahmen auf und als Dankeschön gab es einen kleinen Film über den KOA, in dem auch wir unsere Spuren hinterlassen konnten.

Roman


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A L A S K A

Dit ham wa nu schon ma jeschafft! Da wird der kleine Rest doch auch noch klappen, wa?!

Und noch einer für Muttern – außerhalb der Reihe. Entdeckt an der Grenzstation Yukon, Canada, nach Alaska, USA. Gibt’s ja nich, oder?! 😉 Hier:


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Im Bärenland

So, gleich zum Anfang: Das hier links ist wirklich ein Bär und er hat sich auch wirklich so hingesetzt. Keine Fotomontage, kein Photoshop. Und er hat kein Honigglas zwischen den Pfoten… Wir wollten Bären sehen. Und wir hatten Glück, wir haben jede Menge gesehen. Und auch noch anderes Getier. Wir haben den Yukon erreicht und tatsächlich sind wir nur noch eine Tagesetappe von Alaska entfernt. Mittlerweile sind die Temperaturen etwas niedriger geworden, aber mit dem Wetter haben wir bis jetzt richtig Glück: jeden Tag Sonnenschein. Wir haben Kältestufe Eins (von dreien) eingeläutet, d. h. wir haben unsere Wärmeinlays in die Motorradkleidung eingeknüpft. Stufe Zwei bedeutet Sturmhaube und Innenhandschuhe (unter den Motorradhandschuhen). Und Stufe Drei heißt: Hotel!!

Aber zurück zu den Bären. Auf unserem Weg durch die Nationalparks Banff und Jasper haben wir einen Schwarzbären, einen richtigen Zottelbären beobachten dürfen. Wie er so durch das Gras schlendert und frisst. Und wie er das Gefressene auch wieder los wird. Alle Autos haben gestoppt und die Insassen diesem Bären zugeguckt. Dieser ließ sich vom „Animal Jam“ (offizielle Bezeichnung des Staus, der sich deswegen bildet) gar nicht beeindrucken. Auch nicht von den Japanern, die sich vor ihm positionierten, um ein gemeinsames Foto mit ihm zu erhaschen. O.k. es können auch Koreaner oder Chinesen gewesen sein, aber ich bediene mich einfach der Schublade „Japaner“. Ein Filmchen haben wir auch gedreht, ein künstlerisches Meisterwerk – wir wollen ihn euch nicht vorenthalten: Zuerst wird die Privatssphäre von Bummi, dem Bären, gestört – ein Wackeln soll die Zensur vortäuschen 😉 – und dann rennt eine Japanerin gegen mein Motorrad – wieder Wackeln – und versteht mein Bitte nicht, doch links am Mottorrad vorbei zu laufen und läuft stattdessen durch das Bild. Aber Bummi lässt sich auf seiner Nahrungssuche nicht stören…

Froh, einen Bären gesehen zu haben, kamen wir auf der Fahrt Richtung Yukon noch viele weitere Male in diesen Genuss, Schwarzbären am Straßenrand zu sehen. Eine Grizzlyfamilie haben wir auch gesehen. Manchmal laufen sie auch einfach über die Straße. Ohne vorher nach links oder rechts zu schauen. Und generell können Tiere mit Motorrädern nichts so richtig anfangen. Die Schafe und Ziegen sind eher skeptisch und beobachten ganz genau, wohin sich dieses Gefährt bewegt. Und auch die Bären ignorieren die Motorräder nicht so wie die Autos. Uns hat es nur bestärkt, dass wir uns – hoffentlich ausreichend – vorher mit der Psyche des Bären beschäftigt haben. Patrick ist mittlerweile sozusagen DER Spezialist in allen Fragen rund um das Verhalten von Bären und das Verhalten von Mensch zu Bär geworden. Wir haben in unseren Tagesablauf mehrere Trainingseinheiten aufgenommen, in denen wir Gefahrensituationen üben. Vor den praktischen Übungen doziert Patrick über Möglichkeiten von Verhaltensweisen dem Bären gegenüber.

Normalerweise attackiert ein Bär den Menschen nicht. Kommt der Bär einem doch zu nahe, soll man Krach machen, z. B. singen. Hilft das nicht, wechselt man in die sonore Stimmenlage und spricht zu ihm ruhig und gelassen. (Es stellt sich bloß die Frage, welchen Gesprächsstoff man wählt? – Wetter, Politik oder Klimaerwärmung???) Dabei soll man sich langsam rückwärts bewegen. Und dem Bären immer einen Fluchtweg lassen!! Sollte auch das nicht helfen und der Bär greift nun doch an, so empfehlen die „Richtlinien im Umgang mit Bären“: PLAY DEAD! Das heißt: auf den Bauch legen, die Beine gespreizt, die Hände in den Nacken (zum Schutz vor Angriffen des Bären) und nur flach und ruhig atmen – halt tot sein! Eigentlich sollte der Bär dann abhauen. Wenn der Bär aber nach zwei Minuten immer noch großes Interesse an der Menschengestalt zeigt, dann, ja dann soll man den Bären angreifen und (zurück)kämpfen. So sieht die Theorie aus! Irgendwann kann man auch noch Bärenspray benutzen. In der Hoffnung, dass es hilft und nur, wenn man damit umgehen kann. Aber wie gesagt, Bären sind eigentlich ganz friedlich und wollen nur in Ruhe gelassen werden.

Weil Bären quasi Vegetarier sind, darf ich bei den praktischen Trainings zuerst den Bären spielen. Da ich aber Patrick immer Handschellen anlegen will, wenn er breitbeinig auf dem Bauch vor mir liegt, werde ich mit folgender Begründung disqualifiziert: „Du kannst keinen Bären darstellen, vielleicht solltest du lieber über eine Schauspielerkarriere als Eichhörnchen nachdenken!“
Nun alle Begegnungen mit Bären waren bis jetzt friedlich. Aber ich muss hier nochmals auf einen Aspekt eingehen, der gerne allzu oft vernachlässigt wird. Die Ungleichgewichte im Straßenverkehr!! Autofahrer und ihre Begleiter können ohne Bedenken an den Bären heranfahren, bedienen den Fensterheber und schon haben sie perfekte Fotos. Wir Motorradfahrer müssen genügend Abstand zum Bären einhalten, sind sowieso interessanter, werden auch leichter geortet und müssen den Motor laufen lassen, um uns das Hintertürchen offen zu halten, jederzeit schnell wegfahren zu können. Ich habe mich schon mit Radfahrern darüber unterhalten. Und ich kann nur sagen: Tauschen möchte ich nicht!

Aber es gibt noch andere Tiere, die uns hier in der kanadischen Wildnis begegnen. Neben Wildpferden haben wir auch noch Bekanntschaft mit einer Büffelherde gemacht. Interessanterweise stellten sich die Büffelmänner – je näher sie in unsere Richtung kamen – vor die Herde. Und heute haben wir einen „Bald Eagle“ (Weißkopfseeadler, das amerikanische Wappentier) gesehen. Diese Eindrücke, der Natur ganz nah zu sein, sind wirklich großartig. Und hier jetzt für euch noch ein kleiner Film, diesmal aber in deutlich besserer Qualität. Das abrupte Ende kam daher, da der Bär dann doch empfindlich nahe war 😉 In diesem Sinne: Esst Gummibären, denkt an Knuth (R.I.P.) und lasst es euch gut gehen. Wir machen das!

Und zum Schluss mein Lieblingstier, manchmal in Gestalt einer Leseratte – fast Live-Bilder direkt aus unserem Zelt!

Jana


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