Liebes Tagebuch,

heute ist Weihnachten und wir sind am A… der Welt, ups, ich meine natürlich: am Ende der Welt. Es wäre schön, alle meine Lieben (nicht nur den Einen) um mich zu haben, um allen ein Frohes Weihnachtsfest zu wünschen. Nun, so bleibt mir nur Skype und das Worldwideweb, um dies zu tun.
Ja, wir haben es geschafft, wir haben – wie von uns in Deutschland leichtsinnigerweise als Ziel gesetzt – zu Weihnachten Feuerland und dann Ushuaia erreicht. Es hätte aber auch schief gehen können. Wenn ich mich zum Beispiel an die Überquerung der Magellanstraße erinnere, da hätten wir gut und gerne Weihnachten im Hafenkrankenhaus mit Unterkühlung nach unfreiwilligem Badengehen verbringen können. Die Fähre, die uns herüberbrachte, hatte bereits beim Anlegen erhebliche Probleme und musste mehrfach den „Hafen“ – eine Betonrampe mit diversen Sandbergen – ansteuern. Als nun endlich Aufgeladen wurde, gab es nur sehr kurze Zeitfenster, um auf die doch sehr glitschige Schiffsrampe heraufzukommen. Immer wieder musste die Fähre ablegen und sich neu „sortieren“. Eigentlich stand die Fähre nie still, die Wellen waren riesengroß. Und dann war ich an der Reihe. Der Lotse winkte und winkte, aber vor mir war die halbe Rampe von Wasser überspült. Als sich die Ungeduld des Lotsen sichtlich zeigte, nahm ich all meinen Mut zusammen und fuhr mit einem offenen und einem geschlossen Auge auf die Fähre. Und stieg dann ab. Patrick war für die Feinjustierung verantwortlich während die Fähre ein weiteres Mal ihren 360°-Kreis zog, um wieder anzulegen. Den Rest der Fahrt verbrachten wir bei unseren Mopeds, sonst wären sie umgefallen. Dies ist wohl auch der Grund, warum Motorräder nicht bezahlen müssen. Die Fahrt aufs Land war dann easypisi. Also in Deutschland hätte die Fähre bei diesem Sturm sicherlich nicht abgelegt. Wenn ich zu Hause bin, muss ich unbedingt TicTornado fragen, wie dass in Deutschland gehändelt wird, er hat ja mit Schiffen zu tun. Dann lockere 140km Schotterpiste – 80 davon mit Seitenwind von West – herunter gespult und fast waren wir da. Noch 200km Asphaltstraße und wir waren am Beaglekanal. Diesen haben wir schon mit einem kleinen Schiff in Begleitung der uns bereits bekannten Kanadier befahren. Ushuaia ist recht nett, dass Wetter wechselt alle fünf Minuten. Nachts wird es kühl, aber unsere Schlafsäcke haben ihren Komfortbereich noch lange nicht erreicht. Nun ich werde dir berichten, wenn nachts das Wasser einfriert.
Gestern waren wir im Pub, da haben sich gerade Zwei verlobt. Ich bin gespannt, wann Patrick mich endlich fragt und weiß noch gar nicht so recht, was ich antworten soll. Hier am Ende der Welt ist doch nun wirklich der beste Ort dafür. Mensch, bin ich aufgeregt.

Nun, liebes Tagebuch, das war‘s dann für heute. Aber eins muss ich dir noch berichten. Hier in Ushuaia habe ich endlich Mate-Tee probiert. Ist etwas bitter, aber mit Zucker kann man sich an den Geschmack gewöhnen. Leider war ich bis 2 Uhr nachts voll auf Mate und konnte nicht einschlafen – obwohl ich um ein Uhr mittags aufgehört habe zu trinken ;( Tschüssi, bis zum nächsten Mal.


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