Banana Pate oder Kulinarische Highlights Südamerikas

Für einige ist es sicherlich interessant zu erfahren, was uns die einheimische Küche an Leckereien serviert und welche Geschmackserlebnisse wir davontragen.

Mit vielen Erwartungen kam ich nach Südamerika, dem Inbegriff der Kartoffel für mich. Von hieraus nahm Kolumbus sie mit nach Europa. Im Geiste gesellten sich Dinge wie Maniok (Süßkartoffel) hinzu und es müßte wahrscheinlich noch etliche andere Wurzelgemüse geben. Eben das, was der Boden hergibt. Nicht fehlen dürften Bananen, der Kaffee kommt von hier, wahrscheinlich auch Tee. Außerdem natürlich Fleisch, vor allem Rindfleisch.

In Buenos Aires angekommen, lernte ich eine Amerikanerin im Hostel kennen, die schon 8 Monate in Argentinien lebt und arbeitet. Sie spricht sehr gut und hat intensiven Kontakt zu den Einheimischen. Perfekt also, um mich in die hiesige Küche einzuführen. Auf meine Frage, was denn ein typisch argentisches Essen sei und wo wir es in der Hauptstadt finden könnten, war die Antwort denkbar simpel. Es gäbe Pizza und Pasta (von den vielen italienischen Einwanderern), Parilla (gesprochen: Pariescha) oder Burger mit Pommes. Parilla ist Gegrilltes, vor allem Fleisch (Lomo oder Pollo) oder Wurst (Chorizo). Zu den Burgern muss man sagen, dass es zwar auch McDonald und Co. gibt, sie aber auch an jeder Ecke selbstzubereitet werden, der Belag zwischen Fleisch und Brötchen ist dagegen nicht so uppig und beschränkt sich, wenn dann auf Tomate. Ein Paradies für Fleischesser also. Aber über 5000km Anreise, nur um dann Spaghetti Bolognese zu essen? Ich fragte nochmal nach, dass ich das ursprüngliche Essen in Argentinien suche, vielleicht etwas, dass sich aus der Zeit vor den Spaniern und anderen Einwanderern bewahrt hätte. Und immerhin, die mir mitlerweile ans Herz gewachsenen Empanadas seien wohl eher lokale Küche, wenn auch nur ein Appetithappen für zwischendurch. Dabei handelt sich um gefüllte Teigtaschen, die in verschiedensten Größen gereicht und wahlweise mit Käse oder Fleisch gefüllt werden. Das Ganze wird in die Fritöse geworfen und fertig ist der Happen. Ansonsten isst man noch Sandwiches (belegt mit Fleisch, Wurst oder Tomate und Käse). Trotz der fettreichen Ernährung sind die Menschen erstaunlich dünn, in Buenos Aires schaffen es die Frauen in die engsten Klamotten und sehen dabei noch gut aus. Gleiches gilt auch für Urugay. Allgegenwärtig sind zudem die Mate-Becher samt Thermoskanne, damit man jederzeit heißes Wasser nachschenken kann. Ob die Familie im Park oder der Zollbeamte an der Grenze, alle trinken Mate und strahlen dabei vor allem eins aus – Gelassenheit.

In Chile ändert sich das Bild kaum. Die Menschen werden fülliger und gegrilltes Fleisch mit Pommes bestimmen auch hier den Speiseplan. Dazu kam für uns an Küste Fisch und Meeresfrüchte. Der Fisch wird dabei meist auch im Ganzen in die Fritöse geworfen (unpaniert und nur gesalzen) und dann mit Pommes und/oder Reis serviert. Eine kleine Salatbeilage rundet das Essen ab. Soßen gibt es kaum.

Peru habe ich bisher nur an der Küste kennengelernt. Neben Pizza, Pasta, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, gibt es hier auch vermehrt Obst am Strassenrand zu kaufen. Mangos, Orangen, Bananen (auch Kochbananen) und Wassermelonen. Außerdem lerne ich in Peru Ceviche kennen, roher Fischsalat mit Zitrone und reichlich Zwiebel als Vorspeise. Hinzukommen Suppen, von Gemüsesuppe bis Champignoncremsuppe ist einiges möglich. Außerdem finden sich nun neben Tomaten und Zwiebeln auch Avocado in einem Salat. Ansonsten finden sich an vielen Ecken sogenannte Polleria, Broiler-Restaurants, würde der Berliner sagen. In Nazca verdrücken wir Männer jeder ein halbes Hähnchen vom Grill mit Pommes und Salat. Sehr lecker aber leider auch mehr als der Magen leisten kann. Die Augen waren größer und so liegen wir abends mit Schmerzen im Bett und sehnen den Schlaf herbei. Lecker war es trotzdem 🙂 Da hilft meißt nur Schnaps, um es dem Bauch etwas leichter zu machen. Am bekanntesten ist hier der Pisco Sour, der aus der Region um die gleichnamige Stadt her stammt. Vergleichbar mit einem Gin Fizz haben auch wir ihn zu schätzen gelernt. Eine landesweite Delikatesse sind Meerschweinchen, gerillt. Hier heißen sie „CUY“ (sprich: kui). Weil sie eben diesen Laut bei Gefahr von sich geben, gaben die Ureinwohner ihnen diesen Namen. Bis Ecuador schaffen wir es aber nicht, sie in einem Restaurant zu bestellen.

Ecuador überrascht uns erstmal durch seine grüne Natur. Nach den Wochen in karger sandiger und steiniger Landschaft, ist das saftige Grüne, die vielen Bäume und weiten Wiesen ein Erholung für die Augen. Die vielen Hügel und Berge erinnern mich stark an Österreich oder die Schweiz. Dazu die Rinder, die überall grasen. Neben den üblichen Verdächtigen wird hier ein traditionelle Suppe gereicht, Locro de Papas. Eine einfache Kartoffelsuppe mit Kartoffelstückchen, einem Stück Avocado und Käse – sehr lecker. Überhaupt wird hier zu fast jedem Gericht eine Avocadospalte als Garnierung getan, sehr angenehm. Außerdem findet sich nun Koriander in vielen Gerichten und erweitert sich die Speisekarte um Schwein. Geschrieben finden wir es nicht, aber vor etlichen Restaurants wird das gute Stück im Ganzen gegrillt aufgebaut und über den Tag verteilt zerlegt. Wohl je nachdem, was der Gast wünscht. Auch Innereien landen auf dem Grill – Wohl bekommst. Auch Obst findest sich reichlich auf Ständen und Märkten. Im großen Stil werden gerade Kirschen und Erdbeeren angeboten. Neben Bananen, Papaja, Mangno, Bananen und Ananas, finden sich aber auch Pflaumen, Kochbananen und Kakturfeigen. Äpfel gibt es eigentlich überall auf dem Kontinent. Alles sehr lecker und für alle Obstmaden sehr zu empfehlen. Was mich noch überrascht, die Ecuadorianer habe eine Vorliebe für Eis und Kaffee. Wenn auch Abends kein Restaurant mehr offen hat, einen Café und eine Kugel Eis bekommt man bestimmt noch. Alternativ wird auch eine Art Speisecremé gereicht die Eis sehr ähnlich sieht, aber nicht schmilzt. Meerschweinchen sind immer noch offen auf unserem Speisezettel. Wir hoffen auf Kolumbien.

Kolumbien ist die Heimat des Kaffee, so will es uns die Werbung in Deutschland zumindest suggerieren. Und Bananen werden von hier in alle Welt exportiert. Und tatsächlich entdecken wir viele Früchte, die am Strassenrand verkauft werden (auch Bananen) oder dort zum Trocknen ausgelegt sind. Mangos, Papayas, Melonen und anderes Obst ist an Ständen direkt auf der Strassen zu erwerben und ein willkommener Snack für zwischendurch. Wir probieren frischen Zitronensaft mit Milch (und Zucker gesüßt), der an diesem heißen Tag einfach nur köstlich schmeckt. Beim Essen übernimmt die Banane hier in Kolumbien das, was in Ecuador noch die Avocado war. Es gibt gebratene Bananen an vielen Gerichten und auch Sopa des Platana wird gereicht. Cafés gibt es in den größeren Städten an fast jeder Ecke. Neben Kaffee wird hier auch meist Backware angeboten. Brötchen, Süßwaren, Torten u.v.m. locken nicht nur den hungrigen Touristen an. Der Kaffee ist eine sehr dünne Angelegenheit und schmeckt nach dem, was beigefügt wird (z.B. Zucker, Milch). Eigengeschmack hat er eigentlich keinen, was eine Tasse schwarzen Kaffee zu nicht mehr als heißem Wasser degradiert. Für einen guten Kaffee nach europäischem Geschmack muss man daher die touristischeren Cafés ansteuern. Starbucks sucht man hier Gott sei Dank noch vergebens.

Roman

P.s: Der Banana Pate mag keine Bananen.


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Kleiner Nachtrag zum Äquator

Hier nochmal die Zusammenfassung des ganzen Wirbels um die Linie

Wasserabfluss am Äquator from Roman on Vimeo.


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Ko – Ko – Kolumbien

Nun sind es noch 3 Wochen bis zur Segelfahrt gen Mittelamerika, dachte ich mir, als wir die Grenze nach Abwicklung der Formalitäten problemlos passierten. Genug Zeit dachten auch Jana und Patrick und wir machten uns dran, zu erörtern, was wir uns denn hier alles ansehen wollten. Unser Interesse für den Amazonas wurde schon in Ecuador geweckt, als wir am Mitad del Mundo Details über das Leben der Menschen dort hörten. Außerdem soll es einige interessante archäologische Stätten hier geben und weitere Thermalquellen. Schöne Städte, freundliche Menschen und eine herrliche Küste. Was also tun mit all der Zeit?

Zunächst ging es nach Pasto und auf dem Weg dorthin machten wir Halt an einer an den Fels und nur über eine Brücke zu erreichenden Wallfahrtskirche. Ein imposantes Gebäude zu dem viele Einheimische aller Generationen pilgern. In Pasto angekommen, war der Empfang überwältigend. Soviel Andrang hatten wir bisher noch nicht erlebt. Wir stoppten am Hauptplatz, der einzigen Möglichkeit, gut und zentral parken zu können und wollten eben die Hostels in der Umgebung erkunden, als sich eine kleine Menschentraube bildete und mit neugierigen Blicken und einigen Fragen unsere Maschinen inspizierte. Schnell wuchs die Traube zu einer recht ansehnlichen Ansammlung von 50-100 Menschen. Einige gingen und noch mehr kamen. Die gleichen Fragen nachdem „Woher?“ und „Wohin?“ wurden uns gestellt, alle Details über die Motorräder mussten wir verraten und für Fotos posieren. Ein wenig mulmig war uns schon, weil niemand so recht wusste, wie es enden würde. Selbst die Polizei kam hinzu, nicht um die Ansammlung aufzulösen und den Verkehr fließen zu lassen, sondern um selbst die gleichen Fragen zu stellen.

Mit Pasto waren wir erst 150km von der Grenze weg und so ging es am nächsten Tag weiter nach Popayan. Für diese 220km benötigten wir mehr als 5 Stunden. Eines muss man den Bergen lassen: Unsere Berechnung von Fahrzeiten müssen wir hier kräftig anpassen. Der Tag war lang und stressig für dieses eigentlich kurze Stück Strecke und so hieß es erstmal eine Pause einlegen und durchatmen. Eine Tour samt Fahrer und Guide in die nahegelegenen (140km) Gräberstätten von Tierradentro und San Agustin sollte uns ablenken. Mit 3 Tagen genügend Zeit die Hintern zu entspannen und etwas vom Land und seinen Leuten kennen zu lernen. Leider sind die Passstraßen dorthin mehr als holprig, so dass wir in aller Herrgottsfrühe aufbrachen. Um Punkt 6Uhr saßen wir alle im bereit gestellten Kleinbus vor dem Hostel und konnten diesen wie versprochen nach 4 Stunden Fahrzeit wieder verlassen – wir waren in Tierradentro angekommen. Gut geschüttelt von der Fahrt ging es zu den Grabhöhlen, die hier vor gut 1500 Jahren von den Vorfahren in die Erde, besser gesagt das Vulkangstein getrieben wurden. Bis zu unglaubliche 9m messen die tiefsten Gruben und offenbaren meist einen halbrunden Raum, getragen von Säulen. Dorthin wurden die verbrannten Überreste der Ahnen gebracht, die Wände bunt mit Mustern verziert. Schwer beeindruckt erklommen wir mehrere Hügel und erkundeten so an die 10 Höhlen. Am Abend gab es das wohlverdiente Bier und ein verschlafen wirkendes Dorf. Wirklich viele Touristen verirren sich nicht hierher, obwohl wir den Besuch nur empfehlen können.

Am nächsten Tag hieß es wieder um 6Uhr Abmarsch, diesmal waren es 6 Stunden Fahrt nach San Agustin. Schotter, Schlamm und etliche Erdrutsche behinderten das schnelle Vorankommen. Die Arbeit der Straßenreparateure ist wirklich nicht beneidenswert. Ist ein Stück geschafft, bricht die Straße am anderen Ende schon wieder auf, wird verschüttet oder senkt sich um mehrere Zentimeter ab. Die Entscheidung, nicht mit den Motorrädern hierher zu fahren, bestätigte sich schnell als richtig. Aber trotz der hervoragenden Leistung unseres Fahrer, war der Minibus kein Landrover und so saßen auch wir in einem Erdrutsch fest. Nur mit Hilfe eines entgegenkommenden LKWs konnten wir uns aus diesem befreien und kamen etwas verspätet in San Augustin an. Hier erwartete uns ein ganzer Parque Nacional voll mit Steinskulpturen, die die über 3000 Jahre alten Grabanlagen in dieser Region verzierten. Unser Guide drückte aufs Tempo und das ein oder andere mal fühlten wir uns wie Japaner. Aber um 16Uhr schließen hier die Anlagen, wohl aufgrund des gegen 16:30Uhr einsetzendes Regens. Alle archäologisch wertvollen Artefakte sind aus diesem Grund auch überdacht und mit einem Regenwasserablaufsystem versehen. Die Steinskulpturen und deren Anordnungen einzeln oder in Gruppen sind mehr als sehenswert und nicht ohne Grund mit in das Weltkulturerbe aufgenommen worden. Nach 2,5 Stunden Führung durch den Park waren wir erschöpft, aber zugleich fasziniert von dem Detailsreichtum der in Vulkangestein gehauenen Skulpturen.

Ein sehr guter Auftakt für Kolumbien. Leider müssen wir in Cali, dem nächsten Halt, wieder Motorradpflege betreiben und Reifen wechseln. Wenn wir Freitag weiter gen Norden ziehen, bleibt uns nur mehr eine gute Woche bis Cartagena. Denn dort müssen die Motorräder verschifft und die Zollformalitäten abgewickelt werden. Die Zeit vergeht damit wieder viel schneller als gewollt, aber die Überfahrt zu verpassen, würde uns noch weiter zurückwerfen. Wir freuen uns auf die nächsten Tage. Stätte wie Medellin, die Kaffeezone und evt. auch noch eine Hacienda sind auf der Route zu sehen und Cartagena soll ebenfalls eine wunderschöne Stadt sein.

Karibik, wir kommen!

Roman


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Bienvenido al Peru

Chile – adé. Wir lassen ein Land hinter uns, dessen angenehme Seiten sich uns hier im Norden nicht vollends offenbart haben. Die Leute sprachen einen ziemlich undeutlichen Akzent und sprudelten nicht gerade vor Hilfsbereitschaft oder Entgegenkommen, verglichen mit Argentinien und Uruguay. Freundlich, aber reserviert – das trifft es wohl am ehesten. Hinzu kommt die spröde Landschaft. Wir fühlen uns wie in HELL – Sonne, Hitze und nichts als verdorrtes Land. Seid einer guten Woche sehen wir nichts anderes. Im Nationalark „Pan de Azucar“ habe ich einen Hügel erklommen (ca. 500-600m Höhe) und selbst dort war alles bedeckt mit Sand. Was dem entgegensteht und zum Teil bizarr wirkt, sind die häufig anzutreffenden Pools und Basins. In Iquique lag der Pazifik nur einen Steinwurf vom Campingplatz entfernt, dennoch hatte der Zeltplatz 2 Pools.

Nun sind wir also in das Land eingereist, von dem der Reiseführer verspricht, die höchste Dichte an archäologischen Schätzen hier in Südamerika zu haben. Die Landschaft hat sich erstmal nicht verändert 🙂 Genauso viel Sand, Berge und glühende Weiten wie in Chile. Hinzu kam unser erster Sandsturm, sowas wie Nebel nur aus lauter Sand. Der Wind war beherrschbar und so kamen wir sicher und heil auf der anderen Seite wieder heraus. Aber: Der erste Regentag seit meiner Ankunft und das im Gebiet der Atacama. Das Einreiseprozedere gestaltete sich mit 2h eher langwierig, aber wir wurden freundlich in Peru empfangen und die Leute wirken gleich herzlicher. Aufgrund des Regens haben wir einen frühen Stopp eingelegt und begeben uns morgen weiter auf den Weg nach Nazca, was wir wahrscheinlich in 2 Tagen erreichen werden. Dort warten dann vermutlich schon unsere finnischen Freunde, mit denen wir gemeinsam in Richtung Catagena fahren (wir nehmen dieselbe Fähre nach Panama).

Nach letzter Planung werde ich Machu Picchu nicht besuchen. Aktuell ist Regenzeit und damit kann das Areal jederzeit unpassierbar werden. Eine Anreise kann sich dann leicht um mehrere Tage verschieben. Außerdem weißt das Auswärtige Amt auf akute Gefahren im Raum Cusco hin. Vor der Bewanderung des Inka-Trail wird aktuell intensiv gewarnt. Hinzu kommt, dass mich dieser Abstecher inklusive Fahrt und Besichtigung mindestens eine Woche kosten würde. Zeit, die ich anschließend, allein fahrend wieder aufholen müsste oder bis Cartagena hinter Jana & Patrick hinterher fahre. Desweiteren gibt es in der Umgebung noch zahlreiche andere Stätten, die ich gern besichtigen würde. Insofern spare ich mir die Rute Peru – Bolivien für eine meiner nächsten Backpacker-Trips auf. Denn dies lässt sich auch zu Fuß bereisen. Dafür machen wir einen Abstecher in die Berge um Huarez herum und ich kann die Gegend dort zu Fuß inspizieren.

Den Motorrädern geht es gut. Wir pflegen und hegen sie wie unseren Schatz. Lila hat ihren ersten Ölwechsel bekommen und alle drei scheinen sich sichtlich wohl zu fühlen.

Buen viaje.
Roman


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Was für ein Tag

Wir spüren, die Reise hat begonnen und wir wärmen uns auf 🙂

Wir ließen Esperanza nach einem Tag Pause mit frisch aufgefülltem Proviant hinter uns und stießen bei immer noch guten 40° bis nach Villa del Totolares vor. Ein Campingplatz war auch gefunden und die kühle Abendluft versprach eine erste angenehme Nacht im Zelt. Gut erholt und ausgeschlafen starteten wir in den Mittwoch. Die chilenische Grenze ruft und vor uns lagen immer noch gute 1000km. Daher wollten wir zeitig aufbrechen, um der Mittagshitze ein Schnäppchen zu schlagen und zu dieser Zeit dann eine lange Pause einzulegen. Aber es kommt meistens anders und dann auch noch als man denkt.

Und plötzlich waren wir berühmt
Zunächst saßen wir beim gemütlichen Frühstückstee, als Mario der Zeltplatzwart (mehr der Garten eines Anwesens) uns sein Handy in die Hand drückte und gestikulierend meinte, wir seien Live im Radio und sollten ein paar Fragen beantworten. Kurze Blicke und Paddy ergriff mutig den Hörer und beantwortete mit Bravour alle Fragen der Moderatorin. Jana und ich konnten live aus dem viel zu laut gestellten Radio das komplette Interview Mitverfolgen. Nachdem die Details über uns und unsere Reise im lokalen Rundfunk verbreitet waren, durfte das wichigste natürlich nicht fehlen: die Werbung für Mario und seinen Campingplatz 🙂 Gefühlt grüßten und winkten uns mehr Leute bei der Ausfahrt aus der Stadt zu.

Und plötzlich saßen wir fest

Das Highlight des Tages sollte die Befahrung einer ersten unbefestigten Straße werden. Diese führte wie eine Abkürzung durch die ersten Ausläufer der Anden, anstelle sie zu umfahren. Die Fahrt war angenehm, die Luft noch nicht zu heiß. Die Räder hielten durch und wir wurden mit schönen Aussichten und herrlicher Landschaft belohnt. Nur einmal legte ich mein Mopped auf die Seite, dass Dank Jana aber schnell wieder aufgerichtet und fahrbereit war. Als wir die passähnliche Strasse hinter uns gelassen hatten, wartete ein Polizei-Checkpoint auf uns. Hier wurden wir wie schon des öfteren herausgewunken. Denn meistens wollen die Leute wissen, welche vollbepackten Reisenden sie da vor sich haben. Nur diesmal hieß es, wir wären wider der Vorschrift über die durchgezogene Mittellinie gefahren. Anscheinend wurde hier der Radiosender nicht empfangen, sonst hätte man gewußt, wen man vor sich hat. So standen wir also in der Mittagssonne am Straßenrand und harrten der Dinge die da kommen sollten. Da man mit unseren Papieren nicht viel anfangen und auch sonst keinerlei beweisfähige Handhabe vorbringen konnte, ließ man uns nach guten 15 Minuten weiterziehen. Vorbeugend installierte Patrick seine Helmkamera und siehe da, beim nächsten Checkpoint wurden wir direkt durchgewinkt.

Und plötzlich viel der Strom aus

So ging es weiter Richtung Westen, durch einen wüstenähnlichen Teil Argentiniens, der unter der Sonnenhitze von mehr als 40° barst. Wir flossen ebenfalls in unseren dunklen Kombis dahin und versuchten sehnlichst die nächste Tankstelle mit Benzin, viel Schatten und kalten Getränken. Ziemlich aufgeweicht und ausgetrocknet wie eine Karawane in der Wüste erreichten wir dann irgendwann die Oase und tankten zunächst mal die Räder voll. Im klimatisierten Shop hieß es dann Pause machen und Beine hochlegen. Die Kühle sorgte immerhin dafür, dass glühende Birnen wieder einigermaßen normal funktionierten. Zu uns gesellte sich Ownen, ein ebenfalls Mitdreißiger, der dieselbe Tour wie wir fährt und sichtlich begeistert von unseren Bikes war. Er hat sich für das Menschenhand betriebende Zwerad entschieden und sich anderthalb Jahre Zeit genommen. So konnten wir entspannt fachsimpeln bis es Klack machte und der Strom weg war. Eigentlich nicht so schlimm, wenn dadurch nicht die Kühlung auf Null reduziert würde, die gekühlten Getränke stetig wärmer wurden und das tiefgekühlte Eis langsam dahinschmolz. Obendrein konnte kein Benzin mehr ausgeschenkt werden, da die Pumpen ohne Strom nicht funktionierten. Glück für uns, dass die Maschinen schon voll waren. So wurde die Tanke zu einer richtigen Oase an die immer mehr Reisende und Benzinsuchende angespült wurden. Zu uns gesellte sich noch ein Argentinier, der seine Semesterferien (noch 15 Tage) nutzen will, um einen Teil der Anden zu Fuß zu durchlaufen, gerade mal 550km. Bis dorthin trampt er und alles andere trägt er auf dem Rücken. Wir sind beeindruckt und bekommen noch eine Menge Tipps für die Region. Am Ende brechen wir dann doch auf und suchen unser Glück für den Abend weiter westwärts.

Und plötzlich waren wir zu viert

An der nächsten Tankstelle halten wir wieder an, um nochmal Benzin zu fassen, aber auch hier sind die Auswirkungen des Stromausfalls durch Überhitzung der Anlagen zu spüren. Es gibt kein Benzin, die Leute sammeln sich und warten. Wir treffen auf einen Engländer, der mit einer Reiseenduro (Kawa KLR) mit kanadischem Kennzeichen unterwegs ist. Wir nehmen uns die Zeit für einen Plausch und schon sind wir 4 Weltenbummler auf Motorräden unterwegs. Es stellt sich heraus, dass er von Vancouver nach Buenos Aires unterwegs und nun in den letzten Zügen seiner Tour ist. Wertvolle Reisedetails werden ausgetauscht und die Räder bewundert. Er hat seines in Kanada gekauft und will es nun in BA wieder verkaufen. Sichtlich beeindruckt ist er von unseren Rädern und wir auch von seinem. Am Ende sind wir um viele Infos reicher und starten ein letztes Mal die Motoren, um den Parque Nacional Ischigualasto zu erreichen. Nirgendwo sonst ist die Zahl prähistorischer Funde so hoch wie hier und die Erdgeschichte so hautnah zu erleben.

Roman


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Cataratas

Uruguay habe ich schweren Herzens hinter mir gelassen. Nicht nur die Gastfreundschaft von Vero und Roberto war ergreifend und man fühlte sich bereits als Teil der Familie. Es fing bei der Begrüßung in diesem Land an. Wie stets muss für das Motorrad eine befristete Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Nur in Uruguay verlief das sehr unkompliziert und kurzweilig. Ein netter Herr am Hafen nahm sich die 10 Minuten für mich, füllte die Papiere aus und erkundigte sich nach meinen Reiseplänen. Am Ende war da der überraschende Handschlag und ein: „Herzliches Willkommen in Uruguay“.

Dann trafen noch Heikki und Ulla bei Noel ein, kurz bevor ich aufbrach. Es blieb Zeit für einen kurzen Schnack, immerhin hatten wir unsere Motorräder gemeinsam verschifft und konnten genüßlich über das Grenzprozedere ablästern. Am Ende ging alles gut und wir sind beide froh, die Reise wie geplant durchführen zu können.

Mein nächstes Ziel hieß Iguazu. Unvorstellbare 1500 km weiter nördlich, im entlegensten Zipfel Argentiniens soll es liegen, dieses Massiv aus Wasser und Stein, an dem täglich 1500 m³ Wasser/Sekunde ins Tal schießen. Meine erste richtige Tour also und meine Zieheltern verstießen mich sichtlich leicht in die Wildnis – der Junge soll wohl endlich erwachsen werden.

Die erste Nach ist wohl immer schlimmste. Und das ich nicht wie geplant in Young nächtigen konnte, wurde mir geraten weiterzufahren nach Paysadun, da gäbe es einen Zeltplatz. Wenn, dann habe ich ihn nicht gefunden und siedelte spontan im Stadtpark am Ortseingang. Immerhin stand dort schon ein Zelt als ich ankam. Wäre ich ein Mädchen gewesen, hätte ich mir ordentlich in die Hose gemacht und die ganze Nacht kein Auge zugetan. Als Mann blieb mir nix weiter übrig als cool zu bleiben oder ins Hotel zu gehen. Leider ist Paysadun nicht viel hübscher als Young und dementsprechend sollte es doch ein Campingurlaub werden.  Die Leute verkrümelten sich gen Abend, auch die Zwielichtigen und ich baute schön mein Zelt auf und machte es mir gemütlich. Zu Essen gabs eine leckere Pasta, selbstgekocht auf eigener Flamme 🙂 Und dann passierte es, ich war gerade fertig mit aufbauen, der Park dunkel und die Glühwürmchen begannen wie wild Disco auf der Wiese zu spielen, da steuerte ein Motorrad ziemlich direkt mit grellem Licht auf mich zu. Schön, wenn ich jetzt wieder abbauen muss, wo ich doch mit allem gerade fertig geworden bin 🙁 Es war der Stadtpolizist, der seine Runde durch die Gründanlagen der Örtlichkeit drehte. Auch er begrüßte mich mit Handschlag: „Buenos tardes!“. Ich lächelte und hoffte, dass die Uniform echt ist. Was dann kam, überraschte mich doch. Aber was wäre Uruguay ohne seine Gastfreundlichkeit. Eigentlich bewunderte er mein Motorrad und wollte alle Einzelheiten wissen. Im Schein seines Scheinwerfers konnte er alles genau begutachten. Marke, Geschwindigkeit, Hubraum, Zylinder – das sind die ersten Vokabeln die ich hier lerne. Zum Abschluß gab er mir sichtlich  beeindruckt nochmal die Hand, Zelten auch gar kein Problem und fuhr weiter seine Runde. Ich schlief die Nacht relativ ruhig und entspannt durch, soweit es der Verkehr zuließ 😉

Am folgenden Tag passierte ich die Grenze nach Argentinien und durfte anderthalb Stunden auf mein Motorradformular warten. Der Computer sei kaputt, viel ihm nach einer halben Stunde auf. Danach ging es kontinuierlich nach Norden, vorbei an zahlreichen Seen und Feldern, LKWs, Autos und viel Seitenwind. Unter dem wolkenlosen Himmel kann die Sonne so eine schwarze Motorradvollmontur ordentlich aufheizen und so war ich überglücklich als ich Yapegu erreichte. Ein Nest irgendwo im Nirgendwo, aber direkt am Rio Uruguay gelegen. Nichts wie raus den Klamotten und ab in den Fluß. Die Abkühlung war herrlich und mit ein bisschen Hilfe hatte ich den Campingplatz leicht gefunden. Den Abend konnte ich mit dem Blick über den See beenden und den nächsten Tag damit beginnen. Genau so sollte  die Reise für die nächsten Monate bleiben.

Schon nach 3 Tagen erreichte ich Puerto Iguazu, das Tor zu den berühmten Wasserfällen. Der Campingplatz ist spartanisch und direkt nebenan wird ein Hotel hochgezogen. Aber was solls, ich befürchte, das war noch nicht die lauteste Übernachtung der Reise. Am Abend erkundete ich den Ort und füllte meine Vorräte auf. Gleich am nächsten Tag ging es zu dem Wasserfällen. Sie sind abseits der Stadt gelegen und an einem Donnerstag nicht so überlaufen wie wohl am Wochenende. So machte ich meine Runde auf den zahlreichen Rundwegen und verbrachte gute 5 1/2 h im Park. Die Wasserfälle sind unheimlich beeindruckend. Nachdem ich die Niagarafälle bereits kenne, kann ich sagen, dass mich Iguazu umso mehr beeindruckt hat. Sie mögen nicht so hoch sein, aber in ihrer Breite und Ausdehnung unbeschreiblich schön. Hinzukommen die Rundwege, durch die sich die Besucher nicht an einer Stelle drängeln, sondern man vielfältige Möglichkeiten geboten bekommt, Postkartenmotive zu schießen. Das Ziel war die Reise wert und wurde am Ende ordentlich belohnt.

Morgen geht es auf nach Cordoba, meine verlorenen Eltern einsammeln. Bis dahin heißt es nochmal gute 1400 km zurücklegen und Lila liebgewinnen. Sie ist ein reizendes Mädchen und macht bisher alles anstandslos mit, was ich von ihr will (Bitte kommentieren!) 😀

Roman.


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On the Road again

Motorrad-Einführung 3. Akt:

Die ersten beiden Kapitel deuteten eine Steigerung ja bereits. In mir keimte die Hoffnung, die Klimax bereits überschritten zu haben. Immerhin haben die Jungs beim Zoll mit 8h die Spannung auf hohen Niveau gehalten und sie fast zum Überkochen gebracht.

Aber Einfuhr-Zoll und Hafen-Zoll sind zwei verschiedene Paar Schuhe, dessen war ich mir bis heute nicht bewußt gewesen. Am schönsten ist es obendrein, wenn man zwischen zwei staatliche Behörden oder Abteilungen gerät. Dann wird jeder 8h Aufenthalt einem Ort zu einem angenehmen Wochendausflug. Aber der Reihe nach.

Das Große Finale stand mir heute bevor. Gott sei Dank wußte ich in meiner Naivität davon nix und konnte das Frühstück in Ruhe und Seeligkeit genießen bevor ich mich gegen 09:30Uhr auf den Weg machte. Schließlich ist Urlaub und die Jungs am Hafen sollen mir noch zeigen, wo die Maschine steht, damit ich sie rausfahren kann.

Die Fahrt in den Hafen glich in etwa der in Hamburg. Viele Brücken, Kräne, Container. Das tote Industriegebiet ist umgeben von Wohnsiedlungen, sicherlich arm, aber nicht zu arm. Der Fahrer warf mich am Haupteingang dieser Festung raus. Hier komme ich nie wieder weg, nur auf meinem fahrbaren Untersatz. Schnell war ich beim Zoll angelangt, hatte Unterstützung durch einen netten Herrn K. von Hamburg Süd (unserem Transportunternehmen) dazugeholt. Was sollte da noch schief gehen. Gleich die erste Ansage des Zollbeamten im Hafen war vernichtend: „Die Papiere sind nicht in Ordnung“. Si claro 🙂

Was dann folgte, war eine kleine Odyssee, deren Ende mit immer noch fragwürdig erscheint. Mister K. sagte, ich müsse zurück in die Stadt zu den anderen Jungs vom Zoll und die Papiere korrigieren lassen. Es fehlten lediglich 2 Unterschriften. Das sei alles! Si claro 🙂

Wie durch ein Wunder tauchte nach kaum mehr als 5 Minuten ein Taxi an diesem Ende der Welt auf. Es brachte mich dann ziemlich zügig in die Stadt zurück, durch den Berufsverkehr, der gefühlt von 7-19Uhr durch selbige quält. Beim Stadtzoll war man (selbstverständlich) anderer Meinung. Nein, nein, die Papiere sind vollkommen in Ordnung. Nur die Jungs vom Hafenzoll haben mal wieder gar keine Ahnung. Komisch, diese Bemerkung viel beim Hafenzoll in die umgekehrte Richtung ebenso. Si claro 🙂

Was tun in dieser Pattsituation? Ich mittendrin, aufgerieben zwischen den Zollabteilungen. Die benötigten Unterschriften bekam ich hier garantiert nicht. Und im Hafen wird man die Papiere so nicht akzeptieren. Gelobt sei der Herr! Nachdem ich schon wieder im Taxi auf dem Weg in den Hafen war, um einen erneuten Anlauf zu wagen, viel im Stau auf, dass ich meine Unterlagen hab liegen gelassen. Also raus und zurückgelaufen. Dabei kam mir der rettende Gedanke: Zoll telefoniert mit Zoll und die baldovern das gefälligst untereinander aus. Der Akt fieberte seinem Höhepunkt entgegen. Überraschenderweise war der stets grimmig drein schauende Super-Duper-Mega-Intendant auch gleich bereits dies zu tun. Plauderte eine Weile, schilderte mein Anliegen und gab mir abschließend einen Namen des einzig wohl fähigen Zollbeamten am Hafen. Diesen sollte ich kontaktieren, er wisse ja jetzt Bescheid. Si claro 🙂

Also schnell zurück in den Hafen, es war bereits 12Uhr, am Donnerstag und Freitag ist Feiertag und ich bin noch soweit am Anfang. Leider ist nicht jeder Taxifahrer bereit einen in diese unwirklich Gegend in den Hafen zu fahren. Also zu Fuß 3 Blocks bewältigt und ein weiteres Taxi vorsichtig angefragt. Immerhin fand sich noch ein weiterer Fahrer, der dazu bereit war – hinein in die Rushhour. Der Taxifahrer erwies sich als äußert ortsversiert, entkam nach 15min dem endlosen Stau und setzte mich gegen 13Uhr am Hafen ab. Der informierte Herr Adulfo schaute mich sehr fragend hinter seiner Glasscheibe an. Er? Informiert? Niemals und überhaupt, woher habe ich seinen Namen da auf dem Papier? Telefoniert mit ihm? Nein, er weiß von nix. Si claro 🙂

Der Akt hatte seinen Höhepunkt erreicht. Aber Reisen durch unbekannte Zivilisationen wäre nicht dasselbe, wenn sich nicht doch immer irgendwie eine Lösung finden ließe. Warum auch immer drücke er die Papiere einem anderen Zollbeamten mit ein wenig Englisch-Kenntnissen in die Hand und schickte mich zu ihm. Der Tat nun den entscheidenen Schritt: Er brachte mich in die Festung des abgeriegelten Hafengeländes hinein. Und mir kam urplötzlich der Gedanke, dass sie mich dieses Gelände nur noch auf meiner Maschine fahrend verlassen werden. Am Eingang fragte er mich: „Hast du denn Dinge im Motorrad geladen?“ – „Nunja, irgendwie schon, da sind halt so Boxen an der Seite.“ – „Und die sind leer?“ – „Nunja, Boxen halt.“

Ich eierte herum, denn diese dämliche Packliste mit allem, was im Motorrad steckt, hatte ich beim Zoll in der Stadt nicht mit eingereicht und sie fehlten an den Papieren. Das wird mein Genickbruch sein, dachte ich mir. Als ich gestern die Liste anfangen wollte zu schreiben, da wurde ich auch schon in die Amtsstube gerufen. Und dann habe ich keine schlafenden Hunde wecken wollen – Mist verdammt!

Der Zollbeamte führte mich zur Laderampe an der auch die abschließenden Zolleinfuhrformalitäten geregelt werden und ich traf wieder auf Herrn K. der sich glücklichweise meiner wieder annahm. Der Rest bestand wie schon am Vortag aus Warten. Gegen 15:30Uhr waren dann alle Umstände geklärt, meine Passdaten im Computer vermerkt, die Blättersammlung bis auf das „most important paper“ reduziert und in mir fing die Sonne an zu scheinen also Lila endlich vor mir stand. Zwar dreckig und staubig, aber bereit, endlich mit mir aus dieser bürokratischen Hölle zu entfliehen. So steht sie nun in Freiheit auf einem bewachten Parkplatz unweit des Hotels und sieht wunderschön aus 😀

Die Kosten trägt Hamburg Süd, eine Packliste wollte niemand haben und die fehlenden Unterschriften wurden (wie in der Stadt erklärt) vom Zoll im Hafen geleistet. Nun habe ich eine Aufenthaltsgenehmigung für Lila bis August 2012 und freue mich auf die am Freitag beginnende Reise.

P.s.: Mr. P. soll am Donnerstag in Buenos Aires eintreffen 😉


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Warten auf Mr. P.

Die ersten 3 Tage Buenos Aires sind fast um und die Reise hat eigentlich schon begonnen, obwohl ich gefühlt in der Stadt festhänge und sie vor Freitag auch nicht verlassen werde.

Samstag
Am Samstag anzukommen, ist zum Eintauchen in den Urlaub perfekt. Die Stadt ist wesentlich leerer und ruhiger als unter Woche, die Leute sind entspannter und man kann gemütlich die Umgebung des Ho(s)tels kennenlernen. Hätte die Empfangsdame den Standort des Hotel auf der richtigen Straßenseite in der Karte eingetragen, wäre ich die ersten beiden Tage nicht kontinuierlich in die falsche Richtung gelaufen. Inzwischen habe ich dieses Problem überwunden und einige schöne Ecken entdeckt. Ich mag den Kolinialstil der alten Gebäude und die Café-Kultur, die sich über die zentralen Viertel verteilt. Kaffee ist neben Mate ein Grundnahrungsmittel, dass man zwischen durch zu sich nimmt, wie ich gelernt habe. Dabei wird meist Espresso gereicht, gerne gleich zum Aufstehen bis in den späten Abend hinein. Alternativ bietet sich eben auch Mate an, der als Tee zubereitet stetig durch Nachfüllen von heißem Wasser am Ziehen gehalten wird. Daher verstehen sich auch die etwas anderen Essenszeiten. Mittag wird vorzugsweise zwischen 14-18Uhr eingenommen. Abendbrot, das gern auch warm sein kann, gibt es entsprechend von 21-24Uhr. Danach geht in eine Bar, um gegen 2-3Uhr in einem Club zum Tamzen aufzulaufen. Und das beste: Selbst auf Brasilien reisen sie mal für ein Wochenende an, um hier die Sau raus zu lassen, weil es so verdammt günstig und nah ist (nur 3h von Rio), wie mein Bettnachbar mit erklärte.

Sonntag
Um Buenos Aires kennenzulernen, bieten sich verschiedene Wege an. Zu Fuß ist man ziemlich unabhängig und drängelt sich mit allen anderen Fußgängern über die zum Teil recht schmalen Bürgersteige der Seitenstraßen. Alternativ dazu probiere ich am Nachmittag eine Fahrradtour durch das nördliche Zentrum aus. Angesetzt mit 3h werden am Ende 4 1/2h inklusive einem Schlauchwechsel. Die Entkräftigung macht der Guide mit seinem reichhaltigen Wissen weg, das er an vielen interessanten Punkten zum besten gibt. Falklandkrieg (Islas del Malvinas), Evita Perón und Fußball sind nur einige Punkte, die mir auf dieser Tour nahe gebracht werden. Inzwischen gibt es an einigen Stellen in der Stadt sogar Fahrradwege. Diese sind so neu, dass sich nicht nur die Autofahrer noch daran gewöhnen müssen. Auch Fußgänger nutzen diese gut asphaltierten Wege, um schneller voranzukommen.  Ich werde mir auf jeden Fall noch die Südtour via Fahrrad antun.

Montag
Für administrative Aufgaben muss man sich natürlich bis Montag gedulden. Kein Problem denke ich, schließlich habe ich ja alle Adressen schon zusammen, weiß wo ich hin muss, welche Unterlagen von mir benötigt werden. Erst zu Hamburg Süd, dann zum Zoll, Papiere ausstellen lassen und dann mit diesen Papieren in den Hafen, die Maschine anschalten und losfahren. Der Taxifahrer ist gut gelaunt, die Sonne scheint und die Fahrt geht in einen entlegenen und so gar nicht touristischen Teil der Stadt. Als mich rausläßt, stehe ich vor einem Komplex aus mehreren Wohnhochäusern. Ok, die Hausnummer ist ja auch nicht die richtige. Ich drehe mich um, erspähe die Hausnummer und sehen ein kleines weißes Haus mit Garten, an dem der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen hat. Hier soll es also sein, das große Büro der Leute, die täglich große Schiffe über die Ozeane koordinieren und immer wissen, wo ihre Container gerade unterwegs sind. 1:0 für Buenos Aires.

Immerhin ist der Straßenzug an beiden Seiten von Auto- und Motorradhäusern gesäumt, daß gibt immerhin ein gutes Gefühl. Auf der Straße gibt es weit und breit keine Taxis mehr. Dafür bestaune ich, was dort in der Auslage angeboten wird. Nicht die kleinen billigen Sachen, nein neben VW drängelt sich Mercedes und Audi. Und der neue A5 sieht wirklich schick aus 🙂 Nachdem die erste Panik vorüber ist, prüfe ich meine Adressdate nochmal und stelle fest, es ist die falsche Hausnummer. Hab ich dich also, zwei Querstrassen weiter offenbart sich das avisierte Gebäude vor mir. Drinnen wird mir unkompliziert geholfen, ein weiteres Papier in die Hand gedrück und all die Dinge, die ich schon geplant hatte, nochmal mitgeteilt. Es gibt einen Schwung neuer Adressen (Zoll, Hafen), die mir freundlicherweise auf meinem Stadtplan eingetragen und schon bin ich auf dem Weg zum Zoll. Es geht vorbei an riesigen Containerlagerstätten, Hafenkräne sind in der Ferne zu erkennen. Ein schönes Industriegelände eben, viele LKWs und halbnakte Männer, die wartend in ihrer Fahrerkabine schwitzen. Der Taxifahrer entläßt mich an einer anderen Stelle als auf meiner Karte angekreuzt wurde. Aber alle Versuche, ihm durch die spanische Sprachblume erkennen zu geben, wo ich hin will, sind wohl gescheitert. Immerhin habe ich ihn auch kaum verstanden. Naja, weit ist es nicht mehr. Etwas planlos steure ich auf ein Gebäude hinter einem Zaun zu, eine Sicherheitsbeamtin gibt mir zu verstehen, dass ich hier falsch sei, und eigentlich genau dahin müsste, wo ich aus dem Taxi gestiegen. 2:0 für Buenos Aires?

War ja nicht weit und ist gleich um die Ecke. Aber sie empfiehlt mir den Bus zu nehmen. Also eier ich wieder zurück, die Mittagssonne gibt ihr bestes. Etwas durchnäßt erreiche ich die Stelle, wo ich aus dem Taxi gestiegen bin und erkunde dieses riesige Terminalgebäude vor mir. Alles wäre gut, wenn es nicht so gähnend leer wäre. Hier soll es also sein? Ein leeres Gebäude, sehr schick, nur ein Café hat geöffnet. Im Gebäude können gefühlt 10’000 Menschen Platz nehmen und abgefertigt werden. Wofür eigenlich? Und keine arbeitende Seele weit und breit. Zoll, das sollten doch Schalter mit schwitzenden Beamten sein, die fleißig Papier bestempeln. Aber nichts dergleichen ist zu sehen.

Ich werfe einen Blick um die Ecke und finde ein „Aduana“, wieder hinter Zaun. Das war ja einfach, bis der Mann am Schalter meint: „Hier sind sie falsch. Raus, zurück und dann in das Gebäude dort vorne.“ Auf Nachfrage, ob er dieses leeres Terminal meine, nickt er.

Ich kehre also zurück und durchstreife das Gebäude, geh am leeren Taxistand vorbei und frage einen wichtig aussehenden Aufseher, der draußen auf parkende Autos starrt. Er weist mir den Weg am Gebäude vorbei in eine noch weiter hinten gelegene Ecke des Gebäudes. Ein schmaler Gang in dem ein paar Leute gelangweilt sitzen. Und tatsächlich, dass ist sie, die Anlaufstelle für alle, die Waren nach Argentinien einführen wollen und das sogenannte „Emba“ durchlaufen müssen.

Leider ist es natürlich schon viel spät (13:30Uhr), als dass ich heute noch abgefertigt werden könnte. Na und, komme ich halt morgen wieder. Ich weiß ja jetzt wo es ist, was soll da noch passieren?


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