Kurzer Ausblick

Ihr Lieben zu Hause, hier und da, und woanders,

gestern Wünsche aus Deutschland, Grüße aus Neuseeland und heute die Nachfrage aus Uruguay – es besteht weltweites Interesse: Wann seid ihr in Alaska! Ja, das fragen wir uns auch. Also hier schildern wir euch mal unseren Weg, der vor uns liegt – auch mit der Befürchtung, dass das WWN (WeltWeiteNetz) nicht immer dort sein wird, wo wir gerade sind. Also: es geht jetzt noch kurz durch die Rocky Mountains in Alberta wieder nach „Beautiful British Columbia“ (dazu habe ich auch gleich noch etwas zu sagen…) über Grand Prairie und Dawson Creek hinein nach Yukon über Watson Lake bis nach Dawson City. Das sind ca. 2800 km. Und dann stehen wir vor der Grenze nach Alaska und haben hoffentlich jede Menge Bären, Büffel und Elche gesehen. Und klopf, klopf – wir wollen rein, nach Alaska. Von dort geht es nach Fairbanks (ca. 600 km) und dann noch 800 km über den Polarkreis nach Deadhorse, den nördlichsten Punkt, den man in Amerika mit einem Fahrzeug erreichen kann. Puuh, das sind eine Menge Kilometer und Meilen, die wir noch bewältigen wollen. Wenn wir durchschnittlich 400 km am Tag fahren, erreichen wir unser Ziel so in 10-15 Tagen. Aber wir rechnen mit ein paar Rasttagen wegen schlechten Wetters und Totalausfall aufgrund heftigen Juckens bei massivem Mückenbefall. Wenn wir so die Berichte von Fred hören – euch allen bekannt „Fredo mit Bergziege Frieda“ – haben wir ein paar Bedenken. Aber nur wegen der Mücken. Fred kommt gerade aus Alaska. Pünktlich zu Patricks Geburtstag haben wir uns getroffen, zusammen gefeiert und die neusten Informationen ausgetauscht. Die Strecken sollen gut zu befahren sein, er hatte leider nur Pech mit dem Wetter. Na und die Mücken, die sollen riesig sein, in Horden auftreten und ein Überleben ist nur mit voller Motorradausrüstung, Handschuhen und Helm resp. Imkernetz gesichert. Mal sehen. Wir freuen uns bedingt darauf.



Morgen trennen sich dann wieder unsere Wege von Freds und wir fahren ein weiteres Mal durch einen kanadischen Nationalpark. Das Supersparangebot „5-Tage-Nationalpark für nur 90 kanad. Dollar (70 €)“ haben wir freundlicherweise ausgeschlossen (Jahresticket kostet „nur“ 140 kanad. Dollar [110 €]). Ich meine, ich bin immer ein bisschen deutschlandskeptisch, aber das muss man ja mal positiv erwähnen, dass wir die Freiheit haben, kostenlos die Natur zu bestaunen. Gegen eine vertretbare Gebühr habe ich nichts, aber diese Preise machen mich sprachlos. Kein Wunder, dass die Nationalparks bei freiem Eintritt am Nationalfeiertag überrannt werden und die Bären flüchten. Und noch eins: Wenn man sich „the best place on earth“ nennt und die Einwohner von „Beautiful British Columbia“ das auch glauben, sollte man sich nicht wundern, wenn Touristen manchmal den Kopf schütteln. Zum Beispiel, wenn eine Autobahn durch den Nationalpark führt und ein Industriegebiet im geschützten Park ausgeschildert ist!!!


Aber ansonsten gefällt es uns hier wirklich gut und so schweben wir nicht im siebten Himmel, sondern sind ganz bodenständig. Das ist gut für uns (Bären lauern überall) und unsere Mopeds (die nächste Schotterpiste kommt bestimmt). Die Natur ist so oder so atemberaubend. In diesem Sinne: wir fühlen uns wohl in Kanada, verblenden lassen wir uns aber nicht 😉 Macht es gut, bis bald – keine Ahnung wann, vielleicht erst wieder aus Alaska!!!

Jana

Haben jetzt für Yukon und Alaska Vorbereitungen getroffen!!!


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*EILMELDUNG*EILMELDUNG*EILMELDUNG*

Bär gesehen!!!!


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„Wer ist John Maynard?“

Ganz einfach: „John Maynard war unser Steuermann, aushielt er, bis er das Ufer gewann, er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.“

Theodor Fontane ehrt mit seiner Ballade John Maynard: ein Steuermann auf einem Passagierschiff, dass den Eriesee von Detroit nach Buffalo überfährt und auf dem gegen Ende der Fahrt ein Feuer ausbricht. Der Steuermann lenkt das Schiff ans Ufer und rettet damit allen Passagieren das Leben, muss aber mit dem Eigenen bezahlen. Für alle, die Fontanes Meisterwerk nicht mehr auswendig können und es noch einmal nachlesen wollen, bitte hier klicken. In echt hieß das Schiff nicht „Schwalbe“ sondern „Erie“ und leider verstarb die Mehrzahl der Passagiere. Also war John Maynard doch nicht der glückliche Held der Schulkinder. Er hieß auch anders…

Wir sind jetzt jedenfalls auf den Spuren dieser Ballade gefahren und haben nicht nur den Eriesee sondern auch die anderen großen Seen – zumindest zum Teil – umfahren. Begonnen am Lake Michigan (riesig groß, sieht aus wie ein Meer), die Brücke über den Lake Huron genommen und somit Kanada erreicht, gleich an den Lake Erie, dort das Wasser markiert, es den Niagara River verfolgt und die Niagara Fälle in den Lake Ontario hinabstürzen sehen, von Toronto an die Georgian Bay (wieder Lake Huron) und nun am Lake Superior gestrandet. Wir hätten in Toronto (am Lake Ontario gelegen) auch den See und dann Fluss gen Osten entlang schippern können. Wir wären in den Atlantik gestoßen. Aber wir haben seit Toronto nur eine Richtung im Kopf und die heißt: Go West!! Bis Alaska ist es noch ein langer Weg und wir müssen wieder vier Zeitzonen überspringen und haben somit an vier Tagen eine Stunde länger Zeit, unserem Ziel näher zu kommen.

Kanada gefällt uns gut, obwohl es recht britisch ist (Fish & Chips, Orangenmarmelade, Städtenamen wie Brisbane, Tottenham und London und überall Queen Elisabeth, die Alte, drauf). Es gibt wieder öffentliche Verkehrsmittel. Und es gelten Regeln, die uns bekannt vorkommen und Sinn machen (Motorradhelmpflicht, Telefonverbot im Auto). In den USA war da zu viel unbegrenzte Freiheit. Meiner Meinung nach. Die Strafen für Verkehrssünder sind auch gepfeffert. Überhaupt hat das Preisniveau erheblich zugenommen. Und das mit dem Alkoholtrinken leben die Kanadier (bzw. die Regierung und Gesetzgebung) genauso restriktiv wie die USA. Das bedeutet für Patrick zu viele bierfreie Tage!!! Aber wir wollen uns nicht beschweren, uns geht es gut und wir unterstützen Länder mit Sozialsystemen 😉

Die Leute sind sehr freundlich und zeigen großes Interesse, an dem was wir hier in ihrem Land machen. Und so bekommen wir an der ältesten Tankstelle von Kanada (noch mit reingehen und preisansagen) fünf kanadische Dollar geschenkt – für unsere Reisekasse, weil hier alles so teuer ist. Ja, das stimmt, die Preise sind unglaublich. Dann freuen wir uns auch über eine kostenlose Inspektion und Reifenjustierung von Supertranse. Das Trinkgeld wird wohl nicht mal für einen Jack Daniels reichen 🙁

Kanadier zeigen Begeisterung für Fußball. An den Autos findet sich eine bunte Palette diverser europäischer Fahnen, aber das „Englandfähnchen“ überwiegt in der Häufigkeit. Obwohl Kanada keine siegessichere Nationalmannschaft hat, spielt fast jedes Kind bis zum Ende seiner Schulzeit Fußball. Und im Winter Eishockey!! Aber dann enden die Fußballkarrieren und somit wird die Europameisterschaft ein Sport-Highlight. Ist auch gut für die vielen kanadischen Einwanderer. Kanada ist ein Parade-Einwanderungsland, Multikulti wird hier wirklich gelebt.

Da dürfen sogar US-Amerikaner auf Drahtseilen über die Grenzen laufen. Einer hat es gemacht: Nik Wallenda hat seinen Lebenstraum erfüllt und hat die Niagara Fälle auf einem Seil überquert. Drei Jahre hat es gebraucht, bis dieser Event stattfinden konnte. Und wann wird das große Spektakel aufgeführt? Natürlich dann, wenn Jana und Patrick den einen Tag für die Wasserfälle reserviert hatten. Ach nö, jetzt ist auf jedem Foto vom Niagara-Fall dieses doofe Seil drauf. Das dachte ich. Und Patrick: Mist – Menschenmassen! Nun voll war es, die Wasserfälle waren trotzdem schön (aber nicht mit den Iquazú-Wasserfällen in Argentinien zu vergleichen) und Geschäfte in Niagra Falls Downtown haben richtig Umsatz gemacht. Ist eh wie Las Vegas – in klein. Und Nik Wallenda: der hat es rüber nach Kanada geschafft und musste vor Millionen von Zuschauern (live + TV) eine inszenierte Passkontrolle mitspielen. Hollywood pur!

Machts gut. Wir geben unser Bestes. Bis zum Arktischen Meer sind es ab jetzt noch 7500 km. Auf dem Buckel haben wir bereits 34.000 km (zusammen mit dem ersten Teil der Reise knapp 62.000 km)…

Jana


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Let’s go White Sox, Let’s go…

Ähm, ich habe gar keine weißen Socken, eher so dunkle, dreckige… O.k. zur Richtigstellung: White Sox ist eine Baseball-Mannschaft. Und laut Dan (Patricks Gastvater, auf dem Foto links der einzige Mann) die beste Mannschaft überhaupt. Und fragt man seine 13 Enkelkinder (außer die, die in Kansas City wohnen), bestätigen sie das sofort. Ohne Wimpernzucken. Dass Patrick in dieser Familie überhaupt ein Jahr lang toleriert wurde, verwundert mich immer noch. Immerhin ist er „Cubs“-Fan, die andere beste Mannschaft in Chicago. Aber die hatten kein Heimspiel, also sind wir ins White Sox-Stadium und haben uns ein „richtiges“ Baseball-Spiel angeschaut. Gary (Alabama) und Eric (Kansas City) wären stolz auf mich, hatten sie doch versucht, mir das Spiel zu erklären. Und ich muss sagen, es ist wirklich interessant! Man könnte denken, drei Stunden sind zu lang, aber man ist viel beschäftigt: Skyline von Chicago bewundern, Nationalhymne singen, Essen und Trinken besorgen, Toilette besuchen, fotografiert werden, aufstehen und sich stretchen (seventh-inning stretch), über nervige Zuschauer in den Vorderreihen schimpfen und und und. Na und natürlich dabei sein, wenn die White Sox – zwar knapp – aber zum Ende hin richtig spannend gewinnen.

Und Downtown waren wir auch.

Chicago – eines von drei Zielen, die wir im Dezember benannten, als wir uns von unseren Familien und Freunden verabschiedeten. Cartagena, Kolumbien (Segelboot nach Panama), Grenze Mexiko/USA (überhaupt erst einmal reinkommen und unsere Schlafsäcke bei Gary abholen) und nun Chicago – Patricks Gastfamilie besuchen. Der Empfang war sehr herzlich, und natürlich ging die Zeit viel zu schnell vorbei. So schnell wie Dan mit dem Auto auf dem Highway zu schnell war. 50 mph (80km/h) waren erlaubt und er fuhr mit 72 mph (115 km/h). Und dann kam auch schon das Auto mit den roten und blauen Signallichtern hinter uns her gebrettert. Nett war der Polizist (war nicht mal ein richtiger Sheriff…) und eigentlich preiswert: 140 US-Dollar. Wir verhielten uns so, wie wir es aus den vielen amerikanischen Filmen gelernt haben: Patrick auf dem Beifahrersitz legte die Hände aufs Armaturenbrett und ich hinten presste beide Hände an die Scheibe – damit sie immer gut gesehen werden. Habe mich gleich gefragt, wie eine Motorradkontrolle aussieht: Hände am Lenker – ist klar, aber was passiert mit den Füßen? Soll man die auch oben lassen? Und dann auf den Polizisten fallen – lustige Vorstellung! Nun wir fahren lieber ordnungsgemäß. Und das bedeutet in den USA: 10 Meilen mehr ist o.k.!!! Das Dan in Deutschland seinen Führerschein für einen Monat hätte abgeben müssen, tröstete ihn nicht wirklich. Und das wäre unvorstellbar in Amerika, dem Land der unbegrenzten Autoanzahl. Wahnsinn, wie viele Autos hier durch die Gegend fahren. Dans Familie hat insgesamt 13 Autos!!! Und ich glaube bei Gary standen mindestens fünf auf dem Hof (Zwei-Personen-Haushalt).

Na jedenfalls waren wir nun in Chicago. Und wie man dort durch die Wolkenkratzer und entlang am Navy Pier schlendert, kann ich es gar nicht fassen, dass wir es bis hierhin geschafft haben. Über 30.000 km sind wir bis zu diesem Punkt unserer langen Reise gefahren (wenn man den ersten Teil dazu rechnet sogar über 60.000 km). Und die Motorräder machen immer noch mit. Und wenn ich mir das so vorstelle: mit ein und derselben Person – 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, Monat für Monat – dann machen wir das beide auch ganz gut. Schön ist es, in die Großfamilie so herzlich aufgenommen zu werden. Nun habe ich die Gasteltern von Patrick und seine 4 Gastschwestern plus jeweiligen Ehemann kennenlernen dürfen. 12 von 13 Enkelkindern haben wir auch getroffen, nur Kevin (das 13. Enkelkind) werden wir erst beim nächsten Mal kennenlernen. Leider musste Ruth (Gastmutter von Patrick) kurzfristig ins Krankenhaus. Nichts lebensbedrohliches, aber trotzdem nicht schön. Wir wünschen ihr auf diesem Wege: Gute Besserung! Und noch einmal Danke für das leckere Oreo Cookie Dessert!

Und jetzt stehen wir an der Grenze USA – Kanada und wollen morgen in das 16. Land auf unserer Reise einreisen. Zuerst geht es an die Niagara Fälle (der für uns östlichste Punkt in Nordamerika) und dann über Toronto immer Richtung Westen! Auf dass uns unsere beiden Motorräder auch noch den Rest des langen Weges nach Alaska bringen. Drückt die Daumen. Wir brauchen unsere zum Gas geben und Blinker an- und ausschalten.

Viele Grüße über den Atlantik ins Fußball-begeisterte-Europa. (Wir heute beim Steakhouse: „Ist es möglich, hier Fußball-Europameisterschaft zu gucken?“ Antwort Kellnerin: „Ist das das dort?“ – und zeigt auf einen Fernseher mit der deutschen Hymne…)
Jana


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Fotoshooting

Hier einmal ein paar Bilder von uns. Von professionellen Fotografen, so nennt man die, die einen zwingen, sich in der Jack Daniel’s Distillery in einer Reihe aufzustellen (1.Reihe 4. von links – Jana, 2. Reihe, Position 2 – Gary und Position 3 – Patrick), um ein Foto zu schießen. Der Kommentar von Gary zur Frau im kurzen, orangen Kleid ganz links: „Was kosten diese Brüste?“ (mit amerikanischem Akzent!!!).

Fotografen, heißen auch die, die sich an den Kurven des „Dragon Tails“ positionieren (fast im Gebüsch hocken) und einen ungefragt „abschießen“, wenn man genüsslich seine 318 Kurven in 11 Meilen fährt. Und dann darf man diese Fotos kaufen – wenn man will. Ihr dürft euch – wenn ihr wollt – die zensierten Fotos online anschauen. Die Kosten nix: Serie 1 (14 Bilder) und Serie 2 (20 Bilder).

In diesem Sinne: Besteht auf eure (Foto-) Rechte! 😉

 

Nachtrag: Auch im White Sox-Stadium wird man fotografiert… Fans


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Tune in on Interstate Radio 88point9

“Okay, so much for the recent news. Let’s have a look at the weather. Linda?!”

“Well, we look at a sunny morning with 68°. The day will stay mostly sunny. Temperatures will go up to 91° with a slight chance of thunderstorms in the late afternoon. And it will stay this way the upcoming days and over the weekend. Shelly?”

“Thank you for the good news, Linda! Looks like we’re all gonna be out for Barbeques on the weekend, huh?
But now we have to hear what Bob has to tell us from the traffic heli. I heard of outstanding things happening out there on the Interstate 40?!”

“You bet, Shelly! I just fly over the Interstate 40 heading east to Oklahoma City. You wouldn’t believe what’s going on here! Two super slow motorbikers are blocking the right lane. There are 75 mile per hour but these two crawl there way with not more than 69 mph. There is a long cue behind them. All the trucks have to overtake them. Wait, I take a closer look… Oh my God: They’re from Germany! Shelly, I have never seen motorcycles going that slow on the Interstate!!”

“Bob, are there any problems even outside Oklahoma State yet?”

“Well, couldn’t deny… but wait… now they turn of the Interstate onto the highway to New Orleans. Thank God!!!! Alright back to you Shelly. Rest of the traffic is calm and I need a beer.”

“Thanks Bob! After a short break we will play “Hit the road Jack” for those crazy Germans!”


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Meine Schnullerbacke

Es ist Wochenende und da erwartet unsere werte Leserschaft einen neuen Blogartikel. Schön zum Sonntagsfrühstück mit Kaffee und Brötchen. So solls denn sein.


Eigentlich gibt es nur Trauriges zu berichten. Alle verlassen mich! Zu den Spitzenzeiten bin ich mit fünf Männern gleichzeitig unterwegs gewesen. Nun gut, ein Genuss war es nicht immer. Aber Chris treibt sich lieber in Kuba herum, Rodney sucht sein Glück in San Francisco, Fred ist mit seiner Frida (Motorrad) beschäftigt und Roman ist lieber mit Lila und Nicole (ersteres Motorrad…) alleine unterwegs. Angeblich um mehr zu erleben. Tssss. Einer nach dem anderen ging seiner eigenen Wege. Nur Patrick fährt noch mit mir durch die Gegend. Fragt sich, wie lange noch.

O.k. ich gebe es zu, es könnte an mir legen, dass mich die Männer reihenweise verlassen. Ich habe eine astreine Fehlplanung hingelegt. In Berlin habe ich drei Tage dafür gebraucht, Patrick davon zu überzeugen, dass wir unsere warmen Schlafsäcke erst in Alaska brauchen. Skeptisch willigte er ein und wir sandten sie gemeinsam mit unserem neuen Zelt nach Alabama zu Gary. Da liegen sie nun und warten auf uns. Und wir, wir frieren. Kann ja keiner wissen, dass das Colorado Plateau auf 2500m liegt und nachts 29 Grad Fahrenheit sind. Ich weiß nicht, was das in Grad Celcius ist, aber es liegt eindeutig und auch gefühlt unterm Gefrierpunkt. Wir haben ein paar Dollar in eine Heiz-Fleece-Decke investiert. Die Heizfunktion konnten wir bisher noch nicht ausprobieren, auf den Zeltplätzen mit Frostgefahr gab es keine Steckdosen ;( Aber der Fleece ist auch so schön warm.

Ein weiterer Grund für den starken Männerschwund könnte meine viele Fotografiererei sein. Aber die Natur, die archäologischen Stätten und hier in den USA die vielen sehenswerten Nationalparks sind alle so fotogen, dass der Auslöser ganz heiß gelaufen ist von der vielen Benutzung. Aber Natur kann man eben besser sehen als beschreiben oder darüber erzählen. Unten der Beweis.

Vielleicht liegt mein Männerverbrauch auch am seit der Ausreise aus Mexiko fehlenden Adrenalinkick. Keine Gefahr eines Vulkanausbruchs (der Popocatepetl spuckt übrigens immer noch Asche), Erdbeben werden aktuell in den USA auch nicht verzeichnet und keiner fragt mehr, ob wir im Auftrag der Regierung unterwegs sind. Stattdessen befinden wir uns in einer „zivilisierten“ Gesellschaft, die wir, wenn es um Maße und Maßeinheiten geht, zwar nicht verstehen, in der wir uns aber ansonsten sehr gut zurechtfinden. Manchmal schaut man sogar in die Zukunft. Wir erleben hier bereits Sachen, die Europa wahrscheinlich in fünf bis zehn Jahren erreichen. Nur beim Thema „Alkohol“ sprechen wir eine andere Sprache. Die Alkoholgesetze in Utah sind schnell verstanden: nie viel Alkohol, den auch erst ab 21, keine Happy Hour und wenn man 35 Jahre alt ist oder jünger muss man seinen Ausweis beim Alkoholkauf zeigen!!!

Oh ja und da schneide ich mir selbst in meine Wunde. Gestern meinte Patrick doch vollen Ernstes, sein nächster Reisepartner muss zwei Kriterien erfüllen: Fleisch essen und Bier trinken… Nun es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Patrick mich verlässt und seine eigenen Wege fährt. Wenn er nicht vorab seiner neuen Profession nachgeht: Fahrer eines Kameramotorrads bei Radrennen. Aber auf einen bzw. eine ist immer Verlass: Supertranse, meine Schnullerbacke.

Jana

Und hier wie versprochen Bilder, die beweisen sollen, wie schön die Nationalparks sind. Und weil die Auswahl so schwer ist, kommt ein Nationalpark nach dem anderen dran. Den Anfang macht (…Trommelwirbel…): Zion Nationalpark. Viel Spaß beim Gucken.


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Im Tekenland

 

Nun ist es amtlich! Jetzt, und wirklich erst jetzt – und nicht wie irgendein Bengel voreilig bereits verkündet hatte – sind wir in Nordamerika. Mit der Überquerung des Isthmus von Tehuantepec haben wir, rein geographisch betrachtet, Zentralamerika verlassen. Von dieser schmalsten Enge Mexikos bis nach El Salvador zog sich das Mayaland. Ab nun sind die Teken dran. Die Architektur der Ruinen hat sich geändert. Und die Ortsnamen sind unaussprechbar geworden. Nezahualcóyotl, Ixcaquixtla, Ahuacuotzingo – nur als Beispiele. Klar kommt es daher manchmal zu Verwirrungen in der Reiseroutenplanung und der Navi-Zieleingabe. „Tepoztlán, nicht Tepotzotlán. Wir müssen südlich von Mexico-City, nicht nördlich. Und wir wollen uns die Pyramide anschauen und nicht das Franziskaner-Kloster…“. Ihr seht, es hat viel zu bieten, das Land der Zapoteken, Mixteken und Azteken. Wer wann wie wo lebte, wissen wir noch nicht. Zur Beantwortung dieser Fragen begeben wir uns weiter auf die Spuren Humboldts.

Aber zuvor noch ein kleiner Rückblick auf die letzten Tage. Nachdem wir Palenque (was bei Patrick als „PalimPalim“ in Erinnerung bleibt) verlassen hatten, blieben wir noch ein paar Tage in Chiapas, dem ärmsten Landstrich Mexikos. In San Cristóbal de las Casas haben wir mit einer Menge von einheimischer Touristen entspannt die Ostertage verbracht. Wir haben trotz schlechter Wettervorsage strahlenden Sonnenschein gehabt und haben u.a. verbotene Sachen gemacht.

San Cristóbal de las Casas ist laut Dumont-Reiseführer die „Indio-Hauptstadt Mexikos“. Für uns war es ein nettes Städtchen im kolonialen Baustil mit bunten Häuserfassaden. Die Kirchen waren prachtvoll geschmückt, manchmal auch schön… Ob man dem Reiseführer Recht geben kann, mag ich zu bezweifeln. Immerhin warnt dieser vor „sogenannten Straßenrestaurants“ (viel zu unhygienisch) und rät noch zur Malariaprophylaxe (was schon seit Jahren obsolet ist). San Cristóbal ist auf alle Fälle die Hauptstadt, wenn nicht sogar die Schaltzentrale der Zapatisten. Sie führen seit 1994 in dieser Region einen unblutigen Kampf für die Rechte der indigenen Bevölkerung. Dementsprechend hatte die Anzahl der Militärposten stark zugenommen. Wir wurden aber immer freundlich begrüßt, manchmal wurde ein zaghafter Blick in unsere Kisten gewagt, meistens schien die Arbeit aber zu anstrengend und wir wurden einfach durch gewunken. Die Ruhetage haben uns gut getan, vor allem weil wir uns von der tropischen Hitze erholen konnten.

Eine Beichte noch: Ja wir haben zu Ostern gesündigt. Nicht mit Ostereiern oder Osterhasen (die gibt es hier gar nicht). Nein, wir waren … ich trau mich dies gar nicht zu schreiben. Aber unsere Neugier war zu groß. Und eigentlich kann man sich von verbotenen Dingen nur ein Urteil bilden, wenn man diese selbst gesehen hat und ein bisschen kritisch beurteilt ….und so weiter und so weiter. Nun gut, ich gebe es zu: Wir waren beim Stierkampf! Wie es war? Interessant! Und blutig!


(Die P18-Bilder können auf Einzelanfrage und nach Entrichtung der entsprechenden Schutzgebühr zugesandt werden…)

In Oaxaca hatten wir volles Kulturprogramm, so wie die Japaner in Europa, frei nach dem Motto: visit two, get one free. Der Tag war ein bisschen gehetzt, aber wir haben jede Menge gesehen: Bild 1 Monte Albán, Bild 2 Käfer in Monte Albán, Bild 3 Mitla und Bild 4 Yagul. Monte Albán und Mitla hatten eins gemeinsam – für die Zapotken waren sie Kultstätte, die später einmarschierten Mixteken nutzen sie als Begräbnisstätte. In Mitla demonstrierten dann die Spanier ihre Macht und setzten eine Kirche auf das religiöse Zentrum. In Yagul beschränkte man sich aufs Palastbauen, widerum von beiden Tekenstämmen genutzt.

Die nächsten Ziele im Tekenland sind Taxco, die zwei Vulkane Popocatépetl und Iztaccíhuatl und Teotihuacán (die größte Azteken-Ruinenstätte). Und dann geht es auch bald –nach weiteren 2000 km – aus Mexiko raus, hinein in die USA. Hatten wir Bedenken und Zweifel über reibungslose Grenzübertritte in Zentralamerika, steht uns nun noch die größte Herausforderung bevor. Laut Angaben von anderen Reisenden, gibt es an der US-amerikanischen Grenze Gesichtskontrollen. Na schönen Dank. Ich selbst, werde wohl keine Probleme haben 😉 Aber ich fürchte um den einen oder anderen Bartträger…

 

 

Gute Nacht! So eine Reise kann ganz schön ermüdend und anstrengend sein… Aber die Nachrichten, die wir aus Deutschland lesen, lassen uns auch nicht munterer werden. Zum Thema Benzinpreis kann ich nur sagen: Bei uns kostet der Liter Benzin 60 cent 😉 In Mexiko beherrscht aktuell die Erdbebenserie die Schlagzeilen. Alle Beben sind bis jetzt glimpflich ausgegangen. Letzte Nacht haben Patrick und Roman eins bemerkt, Fred und ich konnten nicht aus dem Tiefschlaf geweckt werden. Nach ausgiebiger Studie des Mayakalenders und in Zusammenschau der aktuellen Ereignisse wird wohl das Ende der Erde nun doch nahen. In diesem Sinne: Carpe diem!! Und das Wochenende.

Jana


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